Nerven – nervöses Pferd
Kennzeichen / Ursachen:
Nervöse Pferde kennzeichnen sich durch ständige innere Unruhe, die sich durch verschiedene Merkmale äußert:
- Unkonzentriertheit beim Arbeiten
- Extreme Schreckhaftigkeit, auch in der gewohnten Umgebung
- Schlechtes Fressverhalten
- Häufig dünner Körperbau
- Allgemeine Verspanntheit
- Schnelles Schwitzen
Hilfreich können hier Gaben von Magnesium, B-Vitaminen, Spurenelementen und Tryptophan sein. Durch die Stresshormone wird vermehrt Magnesium verbraucht. Ein Mangel wirkt sich zuerst auf die Muskulatur und das Nervenkostüm aus. Die Pferde sind dann verspannt, unruhig, ängstlich und können sich nicht konzentrieren. B-Vitamine sind für die Funktion und Regeneration des Nervengewebes verantwortlich, hohe Dosen wirken ausgleichend auf das Nervensystem. Besonders hervorzuheben ist das Vitamin B12, es stärkt die Schutzhülle rund um die Nerven. Besonders bewährt hat sich die Kombination von Magnesium und Vitamin B12.
Gute Erfolge werden mit der Kombination von Magnesium und der Aminosäure Tryptophan bei nervösen Pferden erzielt. Tryptophan wird im Gehirn zu dem Hormon Serotonin umgewandelt. Serotonin reguliert die Reizübertragung zwischen den Nervenzellen.
Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die dem Körper zugeführt werden muss, da er sie nicht selbst bilden kann.
Sportpferde bekommen je nach Leistung viel Kraftfutter. Aus diesen großen Portionen kann ein Eiweißüberschuss vorliegen. Beim Abbau von Eiweiß entsteht das „Zellgift“ Ammoniak, das in der Leber zu Harnstoff umgewandelt wird. Ist die Leber überlastet, verweilt das Zellgift zu lange im Körper und reizt die Nervenzellen.
Fütterungs- und Haltungstipps:
- Viel Heu
- Viel Beschäftigung
- Kraftfutter der Arbeitsleistung anpassen
- Eiweißzufuhr beachten
- Langsamer verfügbare Energiequellen verwenden (Öle, Rübenschnitzel)
- Magnesium
- B-Vitamine
- Tryptophan
- Bei hohen Schweißverlusten Elektrolyte zufüttern
Fütterungsempfehlung:
Beispiel-Ration für einen 500 kg-Vollblüter, leichte Arbeit:
Heu zur freien Verfügung
1,5 kg NATURKORN-PUR
1 kg HEU-FLAKES
1 kg Rübenschnitzel
80 g Mineralfutter BASIS
25 g MAG-B12
Verstört
von Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand©
Pferde drücken Unwohlsein und Schmerzen meist mit Reaktionen aus, die dem Reiter Angst machen können oder einfach nur ärgern. Wenn Pferde betont nervös, unkonzentriert und fast schon durchgedreht reagieren können eine überschaubare Zahl von Gründen vorliegen. Abgesehen von Problemen mit dem Sattel, dem Zaum oder dem Hufbeschlag können Pferde unter eingeklemmten Nerven, Blockaden, Zahnschmerzen oder chronischen Krankheiten leiden. Da Pferde sich nicht anders mit uns verständigen können, wenn sie sich unwohl fühlen oder sogar Schmerzen haben, äußern sie sich auf eine Art und Weise, die bei uns meist auf Unverständnis stößt.
Die zweite Ursache, aufgrund derer Pferde überreagieren, kann tatsächlich in einer unangepassten Fütterung liegen. Man kann prinzipiell davon ausgehen, dass Pferde nichts an der „Klatsche“ haben.
Ein drittes Thema ist übermütiges Verhalten, wie man es sehr oft im Frühling erleben kann. Die Freude an der Sonne und der guten Luft verleiten Pferde zu heftigen Reaktionen, die zwar vom Reiter schwer zu handeln sind, aber keine Erkrankung oder ähnliches darstellen.
Verrückt durch Nährstoffmängel
Nährstoffmängel zeigen sich als Erstes in der Psyche. Das postulierte der mehrfache Nobelpreisträger Linus Pauling bereits um 1950. Dass dies richtig ist konnte man bereits beim Menschen relativ früh feststellen. So führt ein Vitamin C- Mangel zu Gleichgültigkeit, Änderungen der Persönlichkeit bis hin zur Depression. Der Mangel an Vitaminen des B- Komplexes führte zu nervlichen Störungen bis hin zu Suizidversuchen. Der Magnesiummangel geht einher mit Angstattacken und Schweißausbrüchen und der Mangel an Zink führt im Endstadium zur Schizophrenie. Da man Pferden nicht so einfach in das Seelenleben schauen kann, kann man nur theoretische Parallelen ziehen.
Nährstoffimbalancen durch unausgewogene Futterrationen
Kommen wir zurück zum Pferd. Zu wenig Raufutter, zu hohe Getreidemengen, zu hohe Eiweißzulagen oder Fehlgärungen in Silage können zu erheblichen nervlichen Störungen beim Pferd führen:
1. Eine zu geringe Menge an Heu in der Fütterung führt durch zu geringe Speichelbildung zu einer zu geringen Bildung von Natriumhydrogencarbonat, einem basenbildenden Salz, das sehr wichtig für die körperliche Entsäuerung ist. Ein saurer Stoffwechsel führt zu Reizbarkeit, Missmutigkeit und Verspannungen. Die Verspannungen wiederum führen zu Schmerzen.
2. Hohe Getreidemengen und damit eine hohe Stärkezufuhr führen langfristig zu einer erhöhten Ausschüttung von Cortisol ins Blut. Hohe Cortisolspiegel im Blut können allgemein Nervenschädigungen sowie Störungen von Stimmung und Gedächtnis hervorrufen. Auch führen zu hohe Anflutungen von Getreidestärke im Dickdarm des Pferdes zur Bildung von Stoffwechselbausteinen, Verschiebungen der Bakterienflora, Dickdarmübersäuerungen und Blähungen, die Schmerzen verursachen oder sogar zu Hufrehe führen können.
3. Zu hohe Mengen an Eiweiß, die im Dünndarm nicht resorbiert werden, können im Dickdarm durch Bakterien umgesetzt werden. Es entstehen unkontrolliert sogenannte biogene Amine, wie zum Beispiel Histamin, Cadaverin oder Tyramin, die bisweilen eine gewisse Verwandtschaft mit bewusstseinsverändernden Drogen haben und zu sonderbarem Verhalten führen können. Diese Stoffe können auch in minderwertiger Silage während Fehlgärungsprozessen gebildet werden und werden dann direkt aufgenommen. Zu hohe Eiweißmengen werden heutzutage eher unkontrollierten Koppelgang als durch zu hohe Kraftfuttermengen aufgenommen. Die biogenen Amine, deren Abbau über die Leber oft nur unvollständig erfolgen kann, können narkotisierende bis bewusstseinsverändernde Eigenschaften haben.
Imbalancen in der Nährstoffzufuhr führen immer zu einer Schädigung der Darmflora. Deren Intaktheit allerdings ist die Gewähr für die ausreichende körpereigene Bildung von B-Vitaminen, deren Wirkung auf die Psyche von allergrößter Bedeutung sind.
Schimmel im Grundfutter macht echt blöd
Schlechte Heu- und Getreidequalitäten können mit Schadpilzen, -hefen oder -bakterien kontaminiert sein, die ihrerseits Stoffwechselprodukte entwickeln, die die Nerven des Pferdes schädigen können. Besonders der Hafer leidet am ehesten unter Schimmelpilzbefall und ist möglicherweise auch aus diesem Grunde oft als Auslöser nervösen Verhaltens verschrien.
Mit Schimmelpilzen, Milben oder Bakterien kontaminierte Futtermittel schädigen nicht nur den Verdauungstrakt und das Immunsystem. Ihr Abbau über die Entgiftungsorgane bleibt meist nicht ohne Folgen. Kontaminiertes Futter, eine langfristig zu hohe Eiweißfütterung, Fettleibigkeit oder Infektionen können zu einer Schwächung der Entgiftungsorgane wie Leber oder Nieren führen. Arbeiten diese Entgiftungsorgane nicht mehr zuverlässig, gelangen Giftstoffe und Stoffwechselprodukte, die eigentlich entledigt werden sollten, nicht mehr aus dem Blut und können teilweise das Gehirn und damit auch die Wahrnehmung der Umwelt in Mitleidenschaft ziehen. Konzentrationsstörungen und aggressives Verhalten bis hin zu sonderbarsten Reaktionen sind die Folge.
Bewussteinstrübung durch Vitaminmangel
Pferde im Leistungssport benötigen mehr Vitamine der B-Gruppe, insbesondere die außerordentlich wichtigen nervenstabilisierenden Vitamine B1 und B6. Der Mangel an Thiamin, wie Vitamin B1 auch genannt wird, kann zu Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung bis hin zur Desorientiertheit führen. Reich an Vitamin B1 ist sind vor allem Hefe, Kleien und hier vor allem die Reiskleie. Allerdings hängt der Thiaminstoffwechsel über Umwege vom Spurenelement Mangan ab.
Eine besondere Stellung unter den B-Vitaminen nimmt Vitamin B12 ein. Für seine Bildung ist das Spurenelement Kobalt nötig, das durch die Ernährung zugeführt werden muss. Ein Mangel an Vitamin B12 führt zu einem gestörten Aufbau der Nervenzellmembranen, der zu erheblichen Nervenfunktionsstörungen bis hin zu unklaren Verwirrtheitszuständen und Demenz führen kann.
Vitamin B6, ebenfalls reichlich in Hefe, Reiskleie und Getreidekeimen enthalten, gehört zu den unentbehrlichen Helfern, wenn es um die Umwandlung von Tryptophan in Serotonin geht. Serotonin ist ein Nervenhormon und wird gerne landläufig als Glückshormon bezeichnet. Vitamin B6 arbeitet Hand in Hand mit Zink bei verschiedenen psychischen und neurologischen Störungen. Eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen kann auf natürlichem Weg nur durch eine absolut optimierte Verdauung erreicht werden.
Magnesium „schmiert“ die Nerven
Stresssituationen, Wachstum, Training oder Ausbildung, sowie Mangelernährung können einen Magnesiummangel auslösen. In den großen Aufgabenbereich des Magnesiums fällt jedoch die Herabsetzung der Erregbarkeit von Muskeln und Nerven. Ein Mangel an Magnesium führt so zu Angst, Verspannungszuständen und Nervosität.
Das Mengenelement Magnesium ist reichlich in Leinsamen, Weizenkleie und Bierhefe enthalten. Oft tritt ein Mangel bei jungen Pferden auf, wenn sie die ersten Male unter dem Sattel sind, das erste Mal verladen werden oder der erste Turniereinsatz ansteht. Die neuen Eindrücke führen zu einem Anstieg des Adrenalinspiegels. Die Lipolyse (Fettverbrennung) wird in Gang gesetzt. Freie Fettsäuren verbinden sich irreversibel mit Magnesium und führen so zu Verlusten.
Angst und Verspanntheit führen oft zu Bestrafungen, die dann wiederum zu Stress und einem weiteren rapiden Abbau von Magnesium führen. Daher macht neben einem stressfreien Umgang eine prinzipielle Erhöhung der Magnesiumzufuhr bei jungen Pferden Sinn.
Mangan macht Mut und Zink wirkt gegen böse Geister
Geistersehen, Sehstörungen, Fehleinschätzungen sind klassische Symptome eines Zinkmangels. Das Auge benötigt große Mengen an Zink, so dass ein Mangel zu krassen visuellen Fehleinschätzungen sowie Nachtblindheit oder der Angst vor dem eigenen Schatten führen kann.
Zu den völlig unterschätzten Spurenelementen, insbesondere für das Nervensystem, gehört Mangan. Auch wenn der Bedarf durch eine Heufütterung gedeckt sein soll, weisen immer mehr Heuuntersuchungen bedenklich niedrige Manganwerte auf. Ein Mangel an Mangan behindert die Umsetzung von Vitamin B1 und provoziert so sekundär ein nervliches Problem. Ein Manganmangel führt zu Verspannungen in der Muskulatur und hemmt die Regeneration des Bindegewebes. Dadurch können Muskelverspannungen, Blockaden aber auch Gelenksdeformationen entstehen, die wiederum zu Schmerzen und damit zu unkalkulierbarem Verhalten führen.
Kräuter als Nervenfutter
Kräuter wie Baldrian, Hopfen, Majoran, Melisse, Lavendel oder Johanniskraut haben eine gute nervenberuhigende Wirkung, die mittlerweile als bestätigt gilt. Eine Fütterung mit diesen Kräutern sollte erst dann erfolgen, wenn die Fütterung bereits bedarfsgerecht erfolgt und Mangelsituationen ausgeglichen wurden. Die Fütterung hochkonzentrierter Kräuter und Pflanzenstoffe zur Förderung der Leber- und Nierenfunktion ist fürs Erste der bessere Weg und kann in vielen Fällen rasch zu einem Umschwenken der Gemütsverfassung führen.
Prinzipiell kann man feststellen, dass eine nährstoffbilanzierte und bedarfsgerechte Fütterung, sowie ein nutritiver Ausgleich von Nährstoffmängeln zu einer raschen Besserung des Befindens des Pferdes führt, wenn nicht ursächlich Schmerzen vorliegen.
Übermut und Lebenslust sind kein Nervenproblem
Übermut und Kraftüberschüsse kann man bremsen, indem man die Pferde täglich mindestens eine Stunde ausreichend arbeitet oder vor dem Reiten ablongiert und die Getreideration, vor allem den Hafer, deutlich herabsetzt oder sogar streicht. Getreide kann gut durch Raufutter, Öle oder Raufutterersatzprodukte ersetzt werden, zumindest so lange, bis wieder eine gewisse Normalität eingetreten ist.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand©
MASTERHORSE SILENCE
Reine Kräutermischung, als lose Kräuter, oder in pelletierter Form. Fördert Ausgegelichenheit und innere Ruhe, mit Baldrian.
dr. WEYRAUCH Nr. 16 Tagträumer
Innere Ruhe, Ausgeglichenheit und hohe Konzentrationsfähigkeit sind ein Resultat einer gesunden Ernährung.
Der Stallmeister RuhePol
Unterstützt die Reizübertragung in Nerven- und Muskelzellen. Für Pferde in Stresssituationen.