Futterrisiko zwischen Gärung und Fäulnis

Die Silagefütterung wird heftig diskutiert. Mit vollem Recht. Kaum ein Raufutter hat so viele Vorteile bei so vielen Nachteilen. Für Landwirte hat die eigentlich dem Nutztier vorbehaltene Form der Raufutterkonservierung viele Vorteile. Die Ernte ist unabhängig vom Wetter und die Silageballen lassen sich auch auf offenen Flächen bis zum Verfüttern lagern.Silage wird von Pferden zudem gerne gefressen und stellt eine Alternative für miserable Heuqualitäten dar. Für stauballergische Pferde ist die staubfreie Silage oft die letzte Rettung. Sie ist zudem blattreich und damit spurenelement- und mineralstoffreich und sehr energiereich.

Die von Fütterungsexperten geäußerte Forderung, dass Silage nur von sachkundigen Per­so­nen herge­stellt und verfüttert werden sollte, zeigt, dass es sich hier um ein nicht ganz unproblematisches Futtermittel handelt. Die Silageherstellung obliegt höchster Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit. Abweichungen vom Verfahren, Unkorrektheiten oder Nichtbeachtung bestimmter Vorgehensweisen führen zu einer Verschlechterung der Qualität bis hin zum Verderb, der unter Umständen dem Futtertier das Leben kosten kann.

Da das Thema Silage hoch emotional und kontrovers diskutiert wird, sollte man sich – wissenschaftlich fundiert – damit auseinandersetzen, um dann abzuwägen. Dazu ist ein wenig Hintergrundinformation wichtig.

Gras muss für den Winter haltbar gemacht werden

Wenn man Gras einfach abschneiden und liegen lassen würde, würde es faulen. Daher wird bei der Heuwerbung das Gras nach dem Schnitt mit Hilfe der Sonne getrocknet und gewendet bis ein Trockensubstanzgehalt von 85 Prozent erreicht. Bei einer Restfeuchte von unter 15 Prozent ist dem Verderb Einhalt geboten. Schlechtes Wetter macht die Heuernte zum Fiasko. Nährstoffe werden ausgewaschen und durch das zusätzliche Wenden des Heus entstehen Bröckelverluste, insbesondere Blatt- und damit Mineralien und Spurenelementverluste. Nicht vollständig getrocknetes Heu neigt zur Schimmelbildung und ist zur Verfütterung ungeeignet.

Hier zeigt sich die Silage mit erheblichen Vorteilen. Silage wird aus Gras (Grassilage), angetrocknetem Gras (Heulage) oder gehäckselten Maispflanzen (Maissilage) gewonnen.

Grassilage oder Heulage

Die für die Pferdefütterung eher weniger geeignete Grassilage wird vor der Blüte (oder als zweiter Schnitt) geschnitten und für ca. einen halben bis einen Tag auf dem Feld belassen. Anschließend wird sie wie Heu gepresst und luftdicht verpackt. Die Grassilage ist aufgrund des hohen Eiweißgehalts, des geringen Rohfasergehalts und einer Restfeuchte von 60 bis 65 Prozent für die Rinderfütterung vorbehalten.

Als besser geeignet für Pferde gilt die Heulage, oder auch „Gärheu“ genannt mit einem höheren Trockensubstanzgehalt. Das Gras wird nach der Blüte geschnitten und angetrocknet, bevor es in Ballen gewickelt wird. Das sperrige Mähgut der Heulage muss fester gepresst werden als das der Grassilage, denn es dürfen keine Lufträume entstehen. Anschließend wird die Silage gut mit Plastikfolie umwickelt, damit kein Luftaustausch mit der Umwelt stattfindet. Die Heulage hat einen Restfeuchtegehalt von 30 bis 50 Prozent. Der niedrigere Trockensubstanzgehalt muss allerdings bei der Fütterungsmenge berücksichtigt werden. Es muss also mengenmäßig mehr Silage als Heu gefüttert werden, um auf den gleichen Rohfasergehalt zu kommen.

Das Geheimnis des Siliervorgangs

Beim Siliervorgang wird dem angetrockneten Gras durch die Mikroorganismentätigkeit der Sauerstoff entzogen. Daraufhin entsteht ein anaerobes Milieu. Hier fühlen sich nur noch Mikroorganismen wohl, die ohne Sauerstoff leben können. Allerdings wünscht man sich beim Silieren vor allem Milchsäurebakterien. Alle anderen Mikroorganismen werden als Gärfutterschädlinge bezeichnet. Die Milchsäurebakterien verwenden den Traubenzucker (Glukose) aus der Pflanze und setzen ihn direkt in Milchsäure um. Je nach Bakterienstämmen entstehen neben Milchsäure auch Essigsäure, Alkohol oder Buttersäure.

Luftabschluss vorausgesetzt

Im Rahmen des in der Verpackung entstandenen sauerstofffreien (anaeroben) Klimas sterben die sauerstoffbenötigenden Keime, u.a. Hefen und Bakterien ab. Dadurch wird der Verderb des Siliergutes gestoppt und man spricht ab jetzt von der Gärung, die mit Hilfe anaerober Keime einsetzt. Durch die sich dann rasch vermehrenden drei Arten von Säurebildnern, die Milch-, Butter- und Essigsäurebakterien, wird der Grasschnitt rasch eingesäuert. Im Laufe der Gärung verschiebt sich in der Silage das Verhältnis zugunsten der Milchsäurebildner. Der Prozess verläuft etwa über zwei bis drei Tage. Das Geheimnis einer guten Konservierung liegt in der raschen Entwicklung der Milchsäurebildner und der dadurch schnellen Einsäuerung des Siliergutes.

Silage ist ein saures Futter

Die Säurebildung ist entscheidend für die Qualität der Silage. Die entstehende Milchsäure säuert das Siliergut ein. Wird der pH-Wert von 4,8 unterschritten, sterben fäulniserregende Keime ab. Die gefährlichen krankheitserregenden Clostridien sterben erst ab einem pH-Wert von 4,2 bis 4,4, was wichtig ist zu wissen.

Während der zweiwöchigen Hauptgärphase sinkt der pH-Wert weiter. Die Milchsäurebildner bleiben bis zu einem pH-Wert von 3 aktiv. Der Gärprozess endet nun entweder aufgrund eines niedrigen pH-Wertes oder weil keine vergärbaren Kohlenhydrate mehr zur Verfügung stehen. Im Idealfall ist nun die Silierung abgeschlossen und das Produkt ist das ganze Jahr haltbar.

Wer Silage füttert muss allerdings wissen, dass er seinem Pferd ein saures Futter füttert. Die ständige Zufuhr von Säure mit dem Grundfutter ist ein erheblicher Angriff auf die körpereigenen Natriumbicarbonatreserven, die dazu dienen, den Körper zu entsäuern. Damit führt die Silagefütterung zu einer kontinuierlichen Übersäuerung des Organismus. Zur Neutralisation von Säuren benötigt der Körper verschiedene Mineralstoffe und Spurenelemente. Daraus könnte die Gefahr einer schleichenden Form der Entmineralisierung – nicht nur bei Jungpferden – entstehen. Zahlreiche Pferde reagieren auf eine zu hohe Säurezufuhr mit Verspannungen und Muskelverkrampfungen.

Probleme bei der Silierung

Wird die Verpackung der Silage beschädigt, tritt Luftsauerstoff in das Siliergut ein. Es kommt rasch zu einer Entwicklung von Hefen und aerobe Bakterien, die dabei Milchsäure abbauen. Der daraus resultierende Anstieg des pH-Wertes führt zum Verderb. Der Silageballen muss verworfen werden.

Eine weitere Gefahr besteht darin, dass durch zu geringen Pressdruck sauerstoffliebende Keime überleben und sich vermehren. Das Siliergut verdirbt. Beim Futtertier kommt es zu Verdauungsstörungen, wie Durchfall und Koliken. Um Lufträume zu vermeiden muss vor allem die sperrige Heulage mit besonders hohem Druck gepresst werden. Nachlässigkeit kann tödlich enden.

Gefahr durch Clostridium botulinum

Gelingt es nicht, die Silage rasch sauer zu vergären und den kritischen pH-Wert zu erreichen, kommt es zur Vermehrung von Clostridien. Das sind Bakterien, die ein Gift namens Botulin produzieren. Botulin hemmt die Signalübertragung von Nervenzellen und hat eine muskellähmende Wirkung. Die Vergiftung mit Botuliln, der sogenannte Botulismus, äußert sich beim Pferd in Lähmungen und schweren Koliken, bei denen das Bakteriengift zu oft als tatsächlicher Auslöser übersehen wird.

Clostridien leben in der Erde und vermehren sich besonders gut unter Luftabschluss, vor allem bei Anwesenheit eiweißhaltiger Tierkadaver (Schnecken, Vögel oder Kleinsäugetieren). Wird das Mähgut zu dicht an der Bodenoberfläche abgeschnitten, können clostridienhaltige Erdanteile in die Silage gelangen. Unter Luftabschluss und zu langsamer Einsäuerung besteht die Gefahr einer Kontaminierung.

Clostridien wandeln Protein und Milchsäure in biogene Aminosäuren und Buttersäure um. Die Buttersäure riecht wie Käse oder Stinkbomben. Da die Milchsäure dagegen geruchlos ist, sollte Silage immer angenehm riechen. Unangenehmer Geruch ist somit ein Hinweis auf Fehlgärungen (z.B. durch Pressung mit zu geringem Druck).

Allergische Reaktionen durch Silagefütterung

Nicht wenige Pferde reagieren auf Silagefütterung mit Durchfall, Blähungen, Koliken bis hin zu Herzkreislauferkrankungen, die an angelaufenen Beinen (vorne und hinten) zu erkennen sind. Das sind allergisch, katarrhartige Reaktionen, die durch Histamin, ein biogenene Amin ausgelöst werden. In Silage sind genau die Voraussetzungen gegeben, dieses biogene Amin zu bilden aufgrund des Vorhandenseins der Aminosäure Histidin aus dem Graseiweiß, der Mikroorganismen und genügend Zeit. Je problematischer oder unsauberer die Gärung, desto stärker wird Histamin von Mikroorganismen gebildet.

Aber nicht alle Individuen reagieren auf Histamin empfindlich. Es gibt sogar Heuallergiker, die Silage weit besser vertragen als Heu. Die Menge an gebildetem Histamin kann durch einem zügigen, fehlgärungsfreien Siliervorgang in Grenzen gehalten werden.

Sachkenntnis, Gewissenhaftigkeit und Vorsicht Voraussetzung

Die Herstellung von Silage erfordert viel Wissen, großes Können und extreme Vorsicht. Um zunächst Fehlgärungen zu vermeiden, sollte mit erhöhtem Pressdruck und einwandfreien, luftdichten, doppelten Wickelfolienschichten gearbeitet werden. Das Grass sollte langsam gemäht werden, um kleinen Tieren die Flucht zu ermöglichen. Die Erdaufnahme könnte mit einem Abernten weit über dem Boden verringert werden. Beide Maßnahmen würden einem massiven Clostridienbefall vorbeugen.

Silierhilfsmittel auf der Basis von Propionsäure, die bei der Wickelung eingespritzt werden, haben sich zur Qualitätsverbesserung sehr bewährt. Kaum ändern lässt sich allerdings prinzipiell das Vorhandensein von Histamin und dem hohen Säuregehalt von Silage. Letzterem sollte mit einer entsprechenden Mineralisierung im übrigen Futter begegnet werden. Zum Ausgleich sollte abwechslungsweise Heu und mindestens Stroheinstreu zur Verfügung gestellt werden.

Heulageballen müssen vor Verfütterung bzw. Rationszuteilung immer aufgeschüttelt und auf Fremdkörper sowie Fremdgerüche kontrolliert werden. Einmal angebrochene Heulageballen sollten temperaturabhängig innerhalb von etwa zwei Tagen aufgebraucht werden. Durch den Luftzutritt kann die Nachgärung einsetzen. Bei Schimmelbildung, Kadaverfunden und strengem Geruch nach Buttersäure sollte der komplette Ballen verworfen werden.

Abschließend kann gesagt werden, dass die insbesondere auch einst sogar von Tierärzten hochgelobte Silage nicht unbedingt ein Pferdefutter darstellt. Gutes Heu ist und bleibt die Grundlage für die gesunde Fütterung eines Pferdes. Das Pferd und dessen Besitzer dürfen nicht die Leidtragenden einer bequemen und zudem falschverstandenen landwirtschaftlichen Handhabung sein.

Wer sich fachlich dafür mehr interessiert, dem empfehle ich von Jeroch, Drochner und Simon „Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere“, erschienen 1999 im Ulmer Verlag, Stuttgart.

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand©

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