Wertvoller und vielseitiger Leinsamen
Er wächst auf zierlichen Stengeln, besetzt mit vielen schmalen Blättern und himmelblau-violetten fünfzähligen Blüten: der Lein (Linum Usitatissimum), auch bekannt als Flachs, wird bei uns bereits seit der Steinzeit als Nutzpflanze angebaut. Die wichtigsten Anbauländer sind heute Marokko, Argentinien und die Türkei.
Bei der Reife entsteht eine runde Kapsel, die acht bis zehn goldgelbe Samen enthält. Neben hohen Fett- (über 40 %) und Eiweißgehalten (20 %) gilt als wichtigster Wirkstoff der hohe Schleimgehalt. Zum einen können die Schleimstoffe im Darm größere Mengen an Wasser binden, darüber hinaus legen sie sich als schützender Film um die empfindlichen Schleimhäute von Magen und Darm. Seine verdauungsregulierende Wirkung entfaltet der Leinsamen auch in unzerkleinertem Zustand, da der aufquellende Schleim vor allem auf der Schale sitzt. Der Schleimgehalt besitzt aber noch andere Vorzüge: Als Breiumschlag lindert Leinsamen Schmerzen und erweicht Furunkel und Geschwüre.
Leinsamen und Blausäure
In der Diskussion steht der Leinsamen immer wieder wegen einer möglichen Gefährdung durch Blausäure. Für die Abspaltung von Blausäure verantwortlich ist das im Leinsamen enthaltene Enzym Linamarase. Damit dieses Enzym überhaupt nennenswerte Mengen von Blausäure freisetzen kann, müssten freilich verschiedene ungünstige Faktoren zusammentreffen. Zum einen bedarf es größere Mengen mehlfein gemahlenen Leinsamens (300 g und mehr). Diese müssten im Magen auf einen pH-Wert zwischen 4 und 6 treffen, wo das Enzym dann über vier Stunden “ungestört” Blausäure abspalten könnte. In der Praxis jedoch wird im sauren Milieu des Magens das “Spalt-Enzym” bereits teilweise unschädlich gemacht und Restmengen an freigesetzter Blausäure durch körpereigene Mechanismen deaktiviert.
Wer in jeder Hinsicht sichergehen will, sollte Futtermengen von über 150g 5 bis 10 Minuten abkochen. Problemlos ist auch die Zufütterung von Leinkuchen bzw. Leinextraktionsschrot, die für Verdauung, Haut und Haar ähnlich günstig wirken. Zudem sind diese Produkte problemlos über mindestens ein halbes Jahr lagerfähig. Besonders anfällig in dieser Hinsicht ist gemahlener oder zerkleinerter Leinsamen. Die wertvollen ungesättigten Fettsäuren reagieren mit Sauerstoff und das enthaltene Vitamin E wird abgebaut. Außerdem besteht die Gefahr des ranzig werdens.
Das Vielseitigkeitstalent der Natur
Reguliert die Verdauung
Wichtigster Wirkstoff der im September geernteten Leinsamen ist der hohe Schleimgehalt. Die natürlichen Schleimstoffe fördern die Darmbewegungen und verbessern die Konsistenz des Darminhaltes. Dadurch wirkt der Leinsamen Verdauungsstörungen entgegen.
Sorgt für intakte Darmflora
Ein weiterer positiver Effekt der Schleimstoffe: sie schützen die Schleimhaut des Darmes. Auch bei gereiztem Darm oder nach Koliken unterstützt Leinsamen auf natürliche Weise die Regeneration und stabilisiert die Darmflora.
Unterstützt den Fellwechsel
In Zeiten des Fellwechsels ist der gesamte Organismus erhöhten Belastungen ausgesetzt. Nur eine intakte Darmflora gewährleistet, dass die im Futter enthaltenen Mineralien und Vitamine in den Stoffwechsel gelangen. So wird das Immunsystem gestärkt, Fell und Haut bleiben intakt.
Lindert Hautirritationen
Als Breiumschlag: Gequetschten Leinsamen in einem Säckchen etwa zehn Minuten in heißes Wasser hängen und das Säckchen anschließend warm auf die betroffenen Haut- oder Fellstellen legen. Leinöl kann direkt aufgetragen werden.