Milch geben – Hochleistung für die Stute

Stutenmilch schmeckt im Vergleich zu Kuhmilch wässriger und süßer. Der etwas wässrige Geschmack ist auf den geringeren Trockensubstanzgehalt und die Süße ist auf den höheren Milchzucker (Laktose) Gehalt zurückzuführen. Durch den hohen Gehalt an Albumin (ein Eiweiß) ist sie der menschlichen Milch sehr ähnlich.

Eine Warmblutstute (600 kg) produziert in sechs Laktationsmonaten etwa 2500-3000 kg Milch. In den ersten drei Monaten ist die Milchleistung am höchsten. 20 kg pro Tag sind keine Seltenheit. Neben ihrem Erhaltungsbedarf benötigt die Stute noch zusätzlich Energie für die Milchproduktion. Ernährungsphysiologisch ist der Mehrbedarf vergleichbar mit dem eines Hochleistungssportlers. Für die Milchproduktion benötigt die Stute mehr Eiweiß, Energie, Calcium und Phosphor. Vor allem der erhöhte Eiweißgehalt spielt eine wichtige Rolle. Das Eiweiß-Energie-Verhältnis eines Reitpferdes liegt bei 5:1, bei einer laktierenden Stute weitet sich das Verhältnis auf 9:1 aus. Nicht nur auf die Eiweißmenge kommt es an, sondern auch auf die Eiweißqualität. Allen voran steht die essentielle Aminosäure Lysin. Eine gute Frühjahrsweide deckt in der Regel den erhöhten Bedarf. Ist die Weide allerdings nicht ausreichend nahrhaft, muss gezielt zugefüttert werden. In solchen Fällen bietet sich Sojaschrot oder ein spezielles Zuchtstutenfutter als Ergänzung an.

Auch der Futterzustand der Stute spielt eine entscheidende Rolle. Die Rippen sollten fühlbar, aber nicht sichtbar sein. Denn sowohl Unter- als auch Übergewicht mindert die Milchmenge, die Milchqualität und wirkt sich somit negativ auf die Entwicklung des Fohlens aus.

Nicht zu vergessen ist ausreichend frisches Wasser. Für die Milchproduktion wird viel Wasser benötigt. Eine laktierende Stute säuft 1,5-1,8 Mal mehr als ein Reitpferd. Steht nicht genügend Wasser zur Verfügung, nimmt auch die Milchleistung ab.

Die Ration einer Stute im 3. Laktationsmonat wäre zum Beispiel: täglicher Weidegang (ca. 40 kg), 3 kg Heu oder Stroh, 2 kg Hafer und 2 kg Zuchtstutenfutter. Damit bekommt sie genügend Energie und Eiweiß um eine gehaltvolle Milch für den Nachwuchs zu bilden. Bei Bedarf darf ein Mineralfutter nicht fehlen, denn Calcium und Phosphor wird in der dreifachen Menge wie bei einem Reitpferd benötigt.
Die richtige Fütterung der Stute ist entscheidend für die Entwicklung eines gesunden und leistungsfähigen Fohlens. In den ersten drei Monaten ist Milch die Futtergrundlage für das Fohlen. Bedarfsgerecht gefüttert kann sich der Nachwuchs optimal entwickeln.

Ausreichend und gute Milch fürs Fohlen

von Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand©

Wenn ein Fohlen die Welt erblickt, öffnet sich für jeden Stutenbesitzer eine ganz neue Welt. So viel Liebreiz, so viel süße geballte Energie. Sobald das Fohlen auf eigenen Beinchen stehen kann, will es bei seiner Mutter saugen. Es sucht nach der gehaltvollen, nährstoffreichen Muttermilch, die für die ersten Wochen die einzige Nährstoffzufuhr für das Fohlen ist. Ein Mangel an ausreichend Muttermilch kommt einer Katastrophe gleich.

Die Erstmilch, das Kolostrum ist besonders wichtig für das Fohlen. Nicht alleine wegen der immunstärkenden Gamma-Globuline, sondern aufgrund der im Verhältnis ganz besonders hohen Spurenelementwerte. So ist der Gehalt an Zink, Kupfer, etc. im Kollostrum um ein Vielfaches höher als in der Muttermilch und dient dem Fohlen als eine Art Starthilfe. Der Spurenelementgehalt sinkt nach kurzer Zeit sehr rasch ab. Dafür ist die Stutenmilch extrem zuckerhaltig (Laktose). Mit den Laktationsmonaten sinkt der Protein-, Fett- und Energiegehalt, während der Laktosegehalt prozentual ansteigt.

Die Milchproduktion darf sowohl was den Energie- als auch den Mineralstoffbedarf betrifft, nicht unterschätzt werden. Im letzten Dritten der Trächtigkeit entzieht das Fohlen der Mutter durch den letzten Wachstumsschub hohe Mengen an allen Nährstoffen. Was allerdings dann in der Laktation folgt, ist für die Stute weitere Schwerstarbeit. Der Energiebedarf der Stute steigt zwischen der achten und zehnten Woche auf fast 140 Megajoule, 33.000 kcal pro Tag, was dem Energiebedarf zehn hart arbeitender Männer entspricht. Immerhin produziert eine Großpferdestute mit einem Körpergewicht von etwa 600 kg nahezu 20 Liter Milch pro Tag.

Täglicher Weidegang, sowie zusätzliche Kraftnahrung in Form von Hafer und selbstverständlich Stutenergänzungsfutter sind erst mal die die rein energetische Grundlage für eine ausreichende Milchproduktion. Der Energiebedarf der Stute wird mit etwa 25 Kilogramm Gras, 2 Kilogramm Heu, 2 Kilogramm Stroh, 3 bis 5 kg Kraftfutter (Hafer bzw. davon mind. 2 Kilogramm Stutenergänzungsfutter) gedeckt. Der Eiweißbedarf ist ebenfalls in der Laktation stark erhöht. Limitierende Aminosäuren werden im Normalfall durch hochwertiges Gras gedeckt. Gute Stutenergänzungsfutter verfügen im Allgemeinen über einen hohen Anteil an Protein. Wünschenswert wäre dabei eher eine hohe biologische Wertigkeit des darin enthaltenen Eiweißes statt eines hochprozentualen Rohproteingehalts, der unnötige Stickstoffentgiftungswege belastet.

Mangel an Energie gefährlich

Wird der Energiebedarf der laktierenden Stute nicht ausreichend gedeckt, wird sie im Allgemeinen an die eigenen körpereignen Energiereserven gehen. Dabei werden Fettdepots mobilisiert. Die dabei freigesetzten Fettsäuren werden nur unvollständig abgebaut und es kommt zur Bildung von Ketonkörpern, speziellen Abbauprodukten, die eine übersäuernde Wirkung auf den Körper haben und sogar in der Milch nachzuweisen sind.

Mangel an Spurenelementen

Natürlich ist zuerst an eine optimale Energie- und Eiweißzufuhr bei der laktierenden Stute zu denken. Nicht weniger wichtig ist allerdings langfristig auch die Mineralstoffversorgung. Literaturrecherchen offenbaren uns, dass ein Mangel an Spurenelementen den Milchfluss versiegen lassen. Viele Stuten haben bereits in der Trächtigkeit alles gegeben und teilweise durch unausgeglichene Mineralstoffzulagen den eigenen Bedarf nicht decken können und begonnen, ihre eigenen Reserven aus Knochen, Leber und Gewebe anzuzapfen. Irgendwann ist einfach Schluss und die mangelernährte Stute kann nicht einmal mehr den Stoffwechsel für eine genügende Milchproduktion aufrechterhalten. Kein Züchter möchte das wirklich hören.

Jedes Kind kostet einen Zahn

Der Mineralstoffbedarf bezüglich der Mengenelemente Calcium, Phosphor und Magnesium verdoppelt sich in der Hochlaktation. Für die Mineralstoffversorgung empfiehlt sich im Allgemeinen ein gutes Mineralfutter. Oft ist jedoch auch bei guten Mineralfuttern der Bedarf und die Bioverfügbarkeit an Spurenelementen nicht ausreichend gedeckt. Der tägliche Bedarf an Zink der hochlaktierenden (ehemals 600kg, während der Trächtigkeit etwa 760kg schweren) Stute beträgt im Minimum 600mg, der Bedarf an Kupfer 135mg, der Bedarf an Selen 2mg. Da die Grundfuttermittel entsprechende Spurenelementgehalte nicht mehr annähernd aufweisen, ist eine Substitution mit Spurenelementen notwendig, wenn der Nährstoffstatus der Stute langfristig erhalten bleiben soll.

Nährstoffmängel werden nicht vererbt, sondern übertragen

Leider ist es in der Pferdezucht üblich, über die Berechnung von Energie, Eiweiß, Calcium oder Phosphor bei der Rationsberechnung Zink, Kupfer, Selen und Mangan auszulassen. Das hat meist eine mangelnde Substitution zu Folge, so dass dann sehr lange auf die Reserven der Stute zurückgegriffen wird. Sinkende Spurenelementgehalte im Heu, entmanganisiertes Wasser, gekalkte Böden mit hohen pH-Wert und kontaminiertes Grundfutter führen dann zu einer verarmten Spurenelementsituation, die sich von der Mutterstute auf die Tochter und dann deren Tochter überträgt. Nährstoffmängel werden nicht vererbt, sondern übertragen und zeigen sich zur Verwunderung der Pferdehalter in der Kurzlebigkeit und Instabilität mancher durchaus talentierten Pferde.

Die Milch – Spiegel der Ernährung

Die Nährstoffsituation des Pferdes spiegelt sich in der Milchquantität- und Qualität wider. Hochwertige Stoffe gelangen ebenso wie durch Fütterung aufgenommene Schadstoffe über die Milch an den Nachwuchs. Interessanterweise zeigen sich deutliche Unterschiede beim Übergang von Spurenelementen in die Muttermilch. Bereits in den 70iger Jahren wurden Tierversuche an verschiedenen Spezies gemacht, die zeigten, dass eine Nährstoffzufuhr mit Zink, Selen und Jod den selbigen Gehalt in der Milch erhöht. Kupfer und Mangan können durch die Fütterung bis zu einem bestimmten Grad in der Milch gesteigert werden, um so dem Fohlen zum Beispiel für einen besseren Gelenksaufbau zur Verfügung zu stehen, nur der Eisengehalt der Milch kann nicht verändert werden.

Damit eröffnet sich eine große Chance, das Fohlen über die Muttermilch optimal zu ernähren. Allerdings obliegt die Mineralienzufuhr bei der laktierenden Stute einer genauen Kenntnis des späteren Übergangs in die Milch. So können der Stute nicht wahllos Zink oder Selen gefüttert werden, da dadurch die Gefahr besteht, dass das Fohlen zu rasch wächst und ein mangelnder Kupfer- und Manganausgleich zu deformierten Knochen oder Chipbildung in den Gelenken führt.

Ein ausreichend hoher Spurenelementgehalt der Stute ist auch die beste Vorbeugung gegenüber Mastitis, der Euterentzündung, die normalerweise mit einer Antibiotikabehandlung einhergeht. Medikamente, wie Antibiotika, Cortison, etc. gehen ebenso über die Milch in den Nachwuchs über.

Ist eine Stute nicht in der Lage, ausreichend Milch zu liefern, spricht man davon, die „Milch liege im Schatten“, das heißt, die Zitze wirft einen Schatten auf das Euter, weil jenes nicht prall ist. Durch spezifische Ernährungsmaßnahmen kann der Milchfluss erhöht werden. Dazu eignet sich die Kombination aus speziellen Kräutern, einer hochbioverfügbaren Spurenelementkombination und genügend Energie und Eiweiß aus der Futterration.

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