Stabil durch Kupfer
Kupfer hat für die Entwicklung und die Leistungsfähigkeit eines Pferdes höchste Bedeutung. Diesem Spurenelement verdankt das gesamte Stützgewebe seine Stabilität und Widerstandskraft gegenüber den Belastungen des Lebens, da Kupfer den Aufbau des kollagenen Bindegewebes ermöglicht.
Kollagenes Bindegewebe finden wir im Knochengewebe, als Stabilisationsfaktor der Knorpelzellen im Knorpelgewebe, in den Sehnen- und Bändern, aber auch in der Haut. Kollagenfasern besitzen eine enorme Zugfestigkeit. Sowohl zum Aufbau als auch zur Regeneration wird das Spurenelement Kupfer dringend benötigt.
Besonders viel Kupfer wird in der Leber gespeichert. Das Fohlen lagert dort bereits im Mutterleib Kupferreserven ein, um später Sofortreparaturen beispielsweise im Gelenkbereich vornehmen zu können. Kupfer wird auch in den Knochen, der Muskulatur und der Haut eingelagert. In diesen Bereichen zeigen sich in Mangelsituationen auch langfristige Schäden.
Kupfermangel feststellen
Ein Mangel an Kupfer zeigt sich in Pigmentierungsstörungen, Veränderungen in den Farbnuancen und Leberproblemen. Wird die Stute während der Trächtigkeit und Laktation mit zu wenig Kupfer versorgt, können beim Fohlen Wachstumsverzögerungen und Kleinwuchsauftreten.
Bei der Stute kann die Milch und Milchfettleistung verringert sein. Zu spät zeigt sich der Kupfermangel in Arthrose, Knochenzysten und Osteoporose, sowie allgemein in Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Kupfermangelversuche im Nutztierbereich führten zu Verformungen oder erhöhter Brüchigkeit im Knochen, Störungen im Haaraufbau sowie Gefäßrupturen und Ataxien. Eine wichtige Stoffwechselfunktion des Kupfers ist seine Beteiligung an der Bildung der roten Blutkörperchen. Kupfermangel kann auch zu Entzündungen und zum Absterben von Nervengewebe führen.
Aktivierung von Enzymen
Kupfer ist durch seine Beteiligung an der Aktivität des Enzyms Diaminooxidase wesentlich am Abbau von Histamin beteiligt. Histamin ist ein biogenes Amin, wird durch verdorbenes Futter oder durch Silage zugeführt und kann zu Allergien führen. Als Bestandteil der kupferhaltigen Superoxiddismutase arbeitet Kupfer als Coenzym beim Abfangen von Sauerstoffradikalen und hat damit eine Auswirkung auf die Stressresistenz und das Immunsystem.
Kupferbedarf decken
Die meisten Futtermittelhersteller behaupten mit ihren Produkten ein Pferd bedarfsgerecht füttern zu können. Im guten Glauben wird das oft nicht nachgerechnet. Tatsächlich kann in den meisten Fällen der Bedarf an Mineralien, Vitaminen und auch Spurenelementen gedeckt werden, wenn man – rein rechnerisch vom Futter xy tatsächlich die empfohlenen 3 bis 6 kg pro Tag füttert. Aber Hand aufs Herz. Wer macht das?
In den meisten Reitställen erhalten Pferde eine Grundration von 1 bis 1,2 kg Heu pro 100 kg Lebendmasse pro Tag und Hafer, oft als Hafer-Gerste-Gemisch, das mit Pellets aufgewertet wird und sind auf Stroh eingestreut. Durchaus werden Pellets eingesetzt, die mit Sicherheit so mineralisiert sind, dass eine Mindestmenge von drei kg pro Tag gefüttert werden müssen, um wenigstens den annähernden Minimalbedarf zu decken. Fraglich bleibt, warum die meisten Futter so ausgelegt sind. Will der Hersteller eine größere Menge verkaufen oder weiß er es nicht besser? Möglicherweise geht der Futtermittelhersteller noch von Werten aus, als Heu, Stroh und Getreide noch reicher an Nährstoffen waren und die Pferde stärker beansprucht waren und 5 bis 6 kg Kraftfutter pro Tag normal war.
Überprüfung der Bedarfssituation
Der Trend in der Pferdeernährung geht heute in Richtung vermehrte Raufutterfütterung. Da Pferde aufgrund oft geringerer Beanspruchung weniger Kraftfutter benötigen und dafür mehr Heu erhalten, wird ein Großteil der Energie über Heu geliefert. Heu eignet sich leider überhaupt nicht als Mineralstofflieferant in Bezug auf die Spurenelemente.
Der Bedarf eines ausgewachsenen, 600 kg schweren Pferdes an Kupfer beträgt laut Professor Meyer 60 bis 90 mg pro Tag. Das ist ein Wert, der erfahrungsgemäß sehr moderat angegeben ist und durch eine einfache Heu-Getreidefütterung nicht gedeckt werden kann. Die von Meyer als Minimum geforderte Kupfermenge von 10 mg Kupfer pro kg Trockenmasse wird weder von Heu noch von Hafer erreicht.
Kupfergehalte im Heu gering
In einer aktuellen Dissertation einer Tierärztin der LMU von 2007 kann nachgelesen werden, dass im oberbayerischen Raum der durchschnittliche Kupfergehalt von Heu nur noch bei 4,4 mg pro kg lag. Daraus ergibt sich bei einer Fütterungsmenge von 6 bis 8 kg Heu pro Tag eine Kupferzufuhr von nur 26,4 bis 35,2 mg. Der offizielle Bedarf an Kupfer liegt jedoch bei Minimum 10 mg je aufgenommener Trockensubstanz. Selbst bei einem so niedrig angesetzten Kupferbedarf rettet uns auch der Hafer nicht. Denn auch der liegt mit etwa 4 bis höchstens 5 mg Kupfer pro kg weit unter dem Bedarf. Bei einer Kraftfutterfütterung von durchschnittlich drei kg pro Tag, bestehend aus halb Hafer und halb Pellet, kommen wir bei unserem Rechenbeispiel auf gerade mal 60 bis 70 mg Kupfer pro Tag (8 bis 10 kg Trockenmasse entspricht einem Kupferbedarf von 80 bis 100 mg pro Tag), falls der Pellet tatsächlich über 20 mg Kupfer pro kg verfügen würde. Besser wäre ein Kupfergehalt von 30 bis 35 mg pro kg Pellet, um erhöhte Beanspruchen, Stress und Gelenksprobleme abzudecken. Es könnten die Kupferreserven der Leber immer wieder aufgefüllt werden, Reparaturarbeiten an den Gelenken ausgeführt und das Bindegewebe regeneriert werden.
Mineralfutter
Ein Ausgleich kann über Mineralfutter oder über entsprechend mineralisiertes Kraftfutter erfolgen. Dabei sollte ein Mineralfutter eine tägliche Supplementierung von mindestens 40 mg pro Tag bieten, bei reiner Getreide-Heu-Fütterung sogar mehr, um einen Bedarf von doch 80 bis 110 mg (je nach Trockensubstanzaufnahme)zu decken. Das heißt, dass bei einer100 g-weisen Mineralstoffzufütterung mindestens 400 mg Kupfer pro kg zugesetzt sein sollten. Zu diskutieren bleibt dann noch, ob die Bindungsform des Kupfers tatsächlich eine nahezu vollständige Resorption zulässt oder große Calcium- Phosphor- oder Magnesiummengen die Kupferverfügbarkeit einschränken. Bei Zuchtstuten kann der Kupferbedarf auf 140 mg pro Tag steigen. Diesem Bedarf ist durch ein spezielles Zuchtstutenfutter bzw. Mineralfutter Rechnung zu tragen, da dem Fohlen sonst die Bildung von Chips und anderen Gelenkserkrankungen nicht erspart bleibt. Auch hier sollte der Kupfergehalt pro kg überprüft werden, da eine Zuchtstute weder willens noch in der Lage ist, täglich 8 kg Kraftfutter oder mehr aufzunehmen.
Angst nehmen
Auch wenn immer wieder von der Angst, Pferde zu überfüttern gesprochen wird, sollte man differenzieren. Hier muss einfach gerechnet werden. Es nützt weder dem Pferd noch dem Geldbeutel, kritiklos Unmengen von Vitamin E-Selen-Präparaten, Öl oder calciumlastige Mineralfutter zu füttern, wenn in Wirklichkeit ein Kupfer- oder anderer Nährstoff-Mangel vorliegt.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand
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