Der Knochen lebt

Knochenprobleme beim Pferd haben von ihrem Schrecken nichts verloren, auch wenn heute dank großer Fortschritte der Medizin und ihrer Operationstechniken oft „nur“ lange Stehzeiten entstehen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Heilung von Knochenschäden erfahrungsgemäß durch die Ernährung gut beeinflussbar ist.

1. Fütterung bei Knochenschäden

Der Begriff Knochen ist bei uns eng mit der Vorstellung eines Skeletts aus der Geisterbahn oder dem Totenkopf auf der Piratenflagge verbunden. Diese Knochen stellen totes kalkhaltiges Gewebe dar und vermitteln nur unzulänglich, dass Knochengewebe ein sich ständig auf- und abbauendes Körpermaterial mit einem hochaktiven Stoffwechsel ist.

Ein gutes Beispiel für diese Stoffwechselaktivität ist die rasche Entkalzifizierung des Knochens bei mangelnder Belastung sowie die Bildung von Überbeinen (Exostosen) nach einer Verletzung.

So mineralienreich, dass er gefüttert wurde

Der Knochen besteht aus etwa 25 % Wasser, organischen Stoffen (darunter dem Protein Ossium) und anorganischen Mineralien, von denen meist nur Calcium, Phosphor und Magnesium erwähnt werden.

Aber nicht unerhebliche Mengen an Spurenelementen, allen voran Mangan und Kupfer, sowie Silizium, Bor, Eisen, Kalium, Natrium, Chlor und Fluor sind ebenso im Knochen lokalisiert und an seinem gesunden Aufbau beteiligt.

Der Reichtum an Mineralstoffen führte zur Verfütterung von Knochenmehlen an Nutztiere, aber auch Pferde. Seit dem Verbot von Knochenmehlen fehlt diese nutritive Unterstützung. Sie sollte durch hochwertige Mineralfutter ausgeglichen werden.

Stabilität ohne Gewicht

Die Knochenmasse ist aus einer dicken äußeren Knochenschicht gebildet und umgibt einen inneren Kern aus Knochenbälkchen. Dieses schwammartige Füllmaterial dient der Stabilität des Knochens ohne ihn schwer zu machen und schützt den Knochen vor Verformung. Jeder Knochen ist von der sensiblen und mit Nerven und Blutgefäßen durchzogenen Knochenhaut umgeben. In den großen Knochen befindet sich das Knochenmark, ein fettiges Gewebe, das der Blutbildung dient.

Die Knochenmatrix

Der Knochen unterliegt einem ständigen Auf- und Abbau, an dem die Osteoblasten (knochenbildende Zellen) und die Osteoklasten (knochenabbauende Zellen) beteiligt sind. Die Osteoblasten bauen die Knochenmatrix auf, das Gewebe, das später mineralisiert wird. Zu den wesentlichen Bestandteilen der Knochenmatrix zählen Mukopolysaccharide und kollagene Fasern. Das erklärt die Notwendigkeit und Anwesenheit hoher Kupfer- und Manganmengen sowie Silizium für die Knochenbildung und Regeneration.

Fütterung bei Knochenschäden

Wenn nun aber ein Pferd aufgrund eines Knochenbruchs zur Bewegungslosigkeit verurteilt wird, darf man sich fragen, wie der Knochen denn heilen soll, wenn Calcium aus dem Knochen wandert.

Pferde mit Knochenschäden (Knochenbruch, Knochenfissur, Strahlbeinauflösung, Überbeine, deformierende Osteoarthropathien) sollten hochspeziell mineralisiert werden. Dabei ist auf eine wirklich gute Zulage von Kupfer und Mangan noch vor der Calciumgabe zu achten. Allerdings dürfen die Relationen zu Zink und den anderen Spurenelementen nicht außer Acht gelassen werden. Auch Magnesium spielt eine große Rolle. Man hat festgestellt, dass viele Pferde bereits mit einem Magnesiummangel in den Zustand des Patienten geraten. Daher ist eine kurmäßige Magnesiumgabe gerade am Anfang der Stehphase positiv und lässt viele Pferde ihr Schicksal besser ertragen.

Wichtig für den Knochen ist auch das Spurenelement Bor, das bislang nur als pflanzenrelevant betrachteter Nährstoff vor allem in Traubenschalen und Traubenkernextrakten enthalten ist. Der Bedarf an Vitamin K, welches eine aktive Rolle bei der Entwicklung der Knochenfestigkeit spielt, weil es an der Bildung von Osteocalcin, einem wichtigen Moderator der Knochenbildung, beteiligt ist, wird beim Pferd durch frisches Grün gedeckt.

Der Bedarf an Vitamin B6, welches ebenso eine große Bedeutung beim Knochenaufbau hat, wird vom Pferd nur dann selbst gebildet, wenn es über eine gesunde Darmflora verfügt. Der Vitamin B6 –Stoffwechsel ist an Zink gebunden.

2. Fütterung bei Sehnenschäden

Die bindegewebsreichen und stabilen Sehnen sind die Verbindung zwischen den Muskeln und den Knochen. Sehnenschäden gelten als sehr langwierig, weil sich das Gewebe nicht so schnell regenerieren kann.

Silizium und Kupfer macht Sehnen stark

Sehnen bestehen wie alle Binde- und Stützgewebe aus Zellen und der dazwischenliegenden Substanz (Interzellularsubstanz), in die hauptsächlich kollagene, also eiweißhaltige Fasern eingelagert sind, die der Sehne die Festigkeit geben. Für den Aufbau des kollagenen Gewebes werden große Mengen an Kupfer und Silizium benötigt.

Liegt dem Sehnenschaden eine Überhitzung zugrunde (zu lange und zu viel einbandagiert, Überhitzung unter den Gamaschen), können großflächig Eiweißstrukturen denaturiert und so geschädigt werden. Man muss sich so auf einen langwierigen Heilungsprozess einstellen.

Lockere Muskulatur erleichtert die Heilung

Es ist gut vorstellbar, dass auf die Sehnen eine große Spannung ausgeübt wird, vor allem, wenn bereits eine verspannte Muskulatur vorliegt. Um die Heilung bei Sehnenschäden zu unterstützen, sollten Nährstoffe gefüttert werden, die zu einer Lockerung der Muskulatur beitragen können, sogenannte muskelrelaxierende Nährstoffe, zu denen Magnesium, natürliches Vitamin E, Selen und vor allem Mangan zählen.

Mit Grünlippmuschel und Kräutern gegen Entzündungen

Der Extrakt aus der Grünlippigen Neuseelandmuschel oder kupferreiche und entzündungswidrige Kräuter wie Hagebutte, der siliziumreiche Schachtelhalm und Eisenkraut haben sich bei der Regeneration des Sehnengewebes seit langem bewährt.

Grundsätzlich sollte zur Diagnose des Tierarztes ein Physiotherapeut hinzugezogen werden, der etwaige Blockaden löst und mögliche Fehlbelastungen ausgleicht. Bei Sehnenschäden kann der Pferdebesitzer durchaus aktiv werden. Tägliche Wasseranwendungen, feuchtwarme Wickel mit Kräuterlösungen oder homöopathischen Salben unterstützen den Entzündungsverlauf und transportieren Schlacken ab.

3. Grundlegende Fütterungshinweise für Pferde, die stehen müssen

Schwere Verletzungen, Sehnenschäden, Operationen oder gar Knochenbrüche sind Gründe, warum Pferde zur Boxenruhe verurteilt werden. Pferde gewöhnen sich oft schneller als ihre Besitzer an diesen Umstand. Was sich nun aber gravierend ändern muss, ist die Fütterung.

Die Getreide- bzw. Kraftfutterzufuhr ist jetzt nicht mehr notwendig, da die Bewegungsarmut in der Box einen sehr niedrigen Energiebedarf zur Folge hat. Man spricht hier vom Erhaltungsbedarf, der sich aus „Minimalbedarf“ und „Energiebedarf für die Futteraufnahme, Wärmeregulation, Verdauungstätigkeit und Muskelarbeit“ zusammensetzt.

Dieser liegt beim 600 Kilogramm schweren Warmblutpferd um die 70 MJ. Durch eine reine Rohfaserfütterung von etwa 1,2 bis 1,5 kg Heu pro 100 Kilogramm Körpergewicht und drei bis vier Kilogramm Futterstroh ist der Erhaltungsbedarf bezüglich der Energie gedeckt. Eventuell können auch rein rohfaserhaltige Ergänzungsfuttermittel dazugefüttert werden.

Die getreidefreie Fütterung hat den Vorteil, dass die Pferde nicht verfetten, nicht übersäuern und beim späteren Anführen ihr Temperament zügeln können.

Knochenentkalzifizierung

Mit der Bewegungslosigkeit beginnt die Entkalzifizierung der Knochen. Die geringe Belastung der Muskulatur führt zu einem starken Verlust an Calcium im Skelett, welches allerdings später, wenn die Muskulatur wieder belastet wird, wieder eingelagert wird.

Dieser Entkalzifizierung kann mit Calciumgaben nicht entgegengewirkt werden. Abgesehen davon ist der Calciumbedarf, der bei oben genanntem Pferd bei etwa 30 Gramm liegt, reichlich durch das Raufutter, speziell das Heu, rechnerisch hinreichend gedeckt.

Die richtige Mineralisierung des Pferdes stellt in dieser Phase eine echte Herausforderung für die Fütterung dar. Der Bedarf des Pferdes an nicht-energieliefernden Nährstoffen besteht weiterhin, kann aber durch die geringe Fütterungsmenge nicht gedeckt werden. Zudem kommen erhöhte Bedarfe zum Zwecke der Geweberegeneration und Heilung hinzu.

Ungeeignet sind calciumreiche Mineralfutter, wie sie für die Zucht eingesetzt werden. Calcium verdrängt als Antagonist die jetzt gerade so wichtigen Spurenelemente wie Zink, Mangan oder Kupfer. Letztere beide sind für die Regeneration des Bindegewebes (z.B. Sehnengewebe, Knorpelgewebe) und des Knochens unentbehrlich, da die Knochenmatrix ebenso wie das Sehnen- und Knorpelgewebe reich an Kollagen und Mukopolyssacchariden ist. Die Bildung von Kollagen und Mucopolysacchariden ist eng an das Vorhandensein oben genannte Spurenelemente gebunden.

Ölfütterung

Öl gehört zwar zu den energiereichsten Nährstoffen, hat aber in Form von mehrfach ungesättigten Fettsäuren eine essentielle Bedeutung für den Stoffwechsel. Während der Boxenruhe hat das Pferd keinen Weidegang, keine Haferzufuhr und nimmt in den wenigsten Fällen ausreichend samenreiches Heu auf. Da aber gerade für die Bekämpfung von Entzündungen eine Zufuhr essentieller Fettsäuren nötig ist, macht eine zusätzliche Fütterung von 50 Millilitern Lein- oder Lachsöl Sinn. Dabei kann gerne auch auf Weizenkeimöl, Hanföl, Borretsch- oder Schwarzkümmelöl gewechselt werden.

Kräuter nicht vergessen

Selbstverständlich sollte die Ration des stehenden Pferdes mit Kräutern angereichert werden. Verdauungsfördernde Kräuter wie Anis und Fenchel können Koliken vorbeugen, Artischocke und Mariendistel entlasten die Leber, was gerade den Pferden zugute kommt, die medikamentös behandelt wurden. Die Unterstützung der Atemwege ist beim stehenden Pferd genau so sinnvoll, wie die allgemeine Stoffwechselunterstützung für einen besseren Heilungsprozess.

Kräuter wirken nicht selten entzündungswidrig, antioxidativ und befreien den Körper und ganz speziell das Bindegewebe von Schlacken und überschüssigen Säuren für eine schnellere Regeneration.

Andere Wirkfutter

Wer die Gelegenheit hätte, etwas frische Möhren (3 kg pro Tag) oder auch mal alle drei Tage ein Mash (500 bis 1000g vor der Wasserzugabe) zu füttern, würde dem Pferd sicherlich eine Aufmunterung bieten. Ebenso ist frisch geschnittenes Gras (Länge über 30 cm) in Maßen (höchstens 5 Kilogramm) eine willkommene Abwechslung und liefert wie auch die Möhren ß-Carotin, das zur Knochenregeneration nicht fehlen sollte. Wer fürchtet, sein Pferd könnte zu sehr abmagern oder würde ohne Krippenration verzweifeln, kann mit einer Handvoll Luzerne oder Grascobs nichts falsch machen.

Zink für die Wundheilung

Pferde, die eine schlimme Verletzung hatten oder nach Operationen gefüttert werden sollen, sollten ausreichend Zink für das Immunsystem und die Wundheilung erhalten. Hohe Zinkgaben fördern die Zellneubildung und damit –Regeneration für eine schnelle Heilung zerstörten Gewebes.

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand ©

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