Herpes bei Pferden
Infektionen mit dem Equinen Herpesvirus
Die Infektion mit dem Equinen Herpesvirus ist unter Pferden weltweit verbreitet. Praktisch jedes Pferd unabhängig von Alter, Rasse oder Geschlecht kann betroffen sein. Im folgenden Artikel erfahren Sie, wie sich die Infektion klinisch am Pferd zeigt und welche Möglichkeiten Pferdehalter haben, Herpeserkrankungen vorzubeugen
Rund 80 % aller Pferde in Deutschland sind latent mit dem Equinen Herpesvirus infiziert, das bedeutet, sie tragen das Virus still in sich, ohne Symptome der Erkrankung zu zeigen. Das Equine Herpesvirus verweilt im Pferdeorganismus und kann dort jederzeit aktiviert und damit krankheitsauslösend werden. Dieser Prozess tritt ein, wenn das Immunsystem des Pferdes geschwächt oder besonders beansprucht ist, was schon bei leichtem Stress, wie z.B. Transport, Umgebungs- oder Futterwechsel, aber auch durch eine andere Erkrankung geschehen kann. In diesem Moment werden die Viren aktiviert und vom Organismus ausgeschieden, wodurch sich weitere Pferde mit dem Herpesvirus infizieren können – eine Infektionskaskade beginnt. Die Ansteckung erfolgt zumeist direkt als Tröpfcheninfektion bei direktem Kontakt der Pferde über Nasen- oder Augensekret, allerdings ist auch die indirekte Übertragung durch Putzzeug, Stall-geräte sowie über den Menschen möglich. Einmal mit Herpes infizierte Pferde tragen das Virus lebenslang in sich.
Aborte sind häufig herpesbedingt
Equine Herpesviren sind wirtsspezifisch, das bedeutet, sie sind nur von Pferd zu Pferdübertragbar, nicht aber auf den Menschen oder auf andere Tierarten. Equine Herpesvirenliegen in mehreren Virustypen vor, wobei vor allem Typ 1 und 4 (EHV 1 und EHV 4) in der Pferdehaltung von besonderer Bedeutung sind. Eine akute Herpesinfektion kann sich klinisch in verschiedenen Ausprägungen äußern:
- Virusspätabort der Stuten: Rund 11 % aller Aborte sind herpesbedingt, sie treten vornehmlich zwischen dem 8. Und 10. Trächtigkeitsmonat auf. Die Frucht wird mitsamt der Fruchthülle ausgestoßen, den Stuten hingegen ist die Herpesinfektion vor dem Abort für gewöhnlich nicht anzumerken – sie erscheinen trügerischer Weise zumeist völlig gesund. Der Spätabort der Stuten wird am häufigsten durch das Equine Herpesvirus Typ 1 (EHV 1) ausgelöst, seltener durch EHV 4.
- Rhinopneumonitis: Atemwegsinfektion mit Symptomen wie Fieber, geschwollenen Lymphknoten, wässrigem Nasen- und Augenausfluss sowie feuchtem Husten. Zu Beginn der Erkrankung sind vor allem die oberen Atemwege betroffen, häufig treten bakterielle Sekundärinfektionen hinzu, die neben eitrig-schleimigem Nasen- und Augenausfluss auch zu akuten Lungenentzündungen führen können. Diese Atemwegserkrankung, die der Influenza klinisch sehr ähnlich ist, ist zumeist auf das Equine Herpesvirus Typ 4 (EHV 4) zurückzuführen.
- Neurologische Form: Wird auch das Nervensystem von Equinen Herpesviren befallen, äußert sich diese Erkrankung in Koordinationsstörungen (auch Ataxie genannt), schwankendem Gang und Steifheit der Muskulatur, vor allem der Hinterhand, was bis zum Festliegen der Pferde führen kann. Auch Blasen-, Penis- oder Afterlähmungen sind möglich. Bis zu 50 % der erkrankten Pferde sterben trotz intensiver Therapie an dieser Form der Herpeserkrankung.
Anhand der Symptome kann nur der Verdacht auf eine Herpesinfektion geäußert werden, die sichere Diagnostik erfolgt über den Antikörpernachweis im Blut sowie zusätzlich über den direkten Virusnachweis im Blut bzw. im Augen- oder Nasensekret. Ist das Pferd erst einmal an Herpes erkrankt, muss das betroffene Tier sofort in Quarantäne gestellt werden. Es wird von allen anderen Pferden des Bestands isoliert, und im Umgang ist absolute Hygiene (Kleiderwechsel, Hände desinfizieren, Arbeitsgeräte nicht zwischen gesunden und kranken Pferden austauschen usw.) wichtig, wobei sich am besten immer nur ein Pfleger um den „Krankenstall“ kümmert, nachdem er die gesunden Pferde versorgt hat. Anderen Personen sollte der Zugang strikt untersagt sein! Bei der Wahl der einzuleitenden Therapie kommt es auf den Verlauf der Erkrankung an. Je nach Schweregrad der klinischen Symptome und eventuellen bakteriellen Begleitinfektionen sind mehrwöchige Behandlungen mit Antibiotika, Entzündungshemmern sowie schleimlösenden und atemwegserweiternden Präparaten notwendig. Damit können allerdings nur die Bakterien und deren Begleiterscheinungen bekämpft werden, direkt gegen die Herpesviren beim Pferd gibt es derzeit keine wirksamen Medikamente. Durch den Einsatz geeigneter Präparate (sogenannte Immunstimulantien) kann das Immunsystem dahingehend unterstützt werden, dass es durch die Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte schneller die Virusinfektion ausheilen kann. In besonders schweren Fällen, vor allem in Verbindung mit hochgradigen neurologischen Symptomen wie Lähmungserscheinungen und Festliegen, sind die Pferde trotz aufwändiger Behandlungen oft nicht zu retten.
Impfung ist effektivste Vorbeugung
Der beste Schutz vor Herpesinfektionen liegt in vorbeugenden Maßnahmen Es nützt allerdings wenig, wenn diese Schutzmaßnahmen nur bei Einzelpferden eines Bestandes durchgeführt werden, da die Durchseuchung der Pferdepopulation mit Herpesviren so weit verbreitet ist. Ziel jeder Maßnahme sollte immer der Gesamtbestand sein, um eine größtmögliche Sicherheit zu erzielen. Damit infizierte Pferde nicht zu Virusausscheidern werden, ist jeglicher Stress für die Tiere zu vermeiden. Förderlich ist eine feste Sozialstruktur in der Herde, da in einem ständig wechselnden Herdenbestand Rangordnungen immer wieder neu festgelegt werden müssen. Ein ruhiger Umgang mit den Tieren sollte selbstverständlich sein, genauso wie eine optimale Fütterung mit allen wichtigen Nährstoffen und Mineralien. Auch eine regelmäßige, gemeinsame Entwurmung aller Pferde trägt zum Wohlbefinden sowie zur verbesserten Immunabwehr der Tiere bei. Auf Nummer sicher gehen Pferdehalter, die ihre Pferde gegen Herpes impfen lassen. Auch hierbei ist darauf zu achten, dass möglichst alle Pferde eines Bestandes geimpft werden, idealerweise alle zur selben Zeit. Nur dann erreicht man den größtmöglichen Schutz vor einem Herpesausbruch. Besonders wichtig ist, dass der gewählte Impfstoff beide Herpesviruskomponenten EHV 1 und EHV 4 enthält. Da der Spätabort der Stuten eine häufige Komplikation bei einer Herpesinfektion ist, sollte jeder Pferdehalter seinen Tierarzt speziell nach einem Impfstoff mit Abortzulassung fragen (in Deutschland bietet die Firma Fort Dodge den einzigen Herpesimpfstoff mit Zulassung gegen herpesbedingte Aborte an). Mit diesem Impfstoff vakzinierte trächtige
Stuten haben nachweislich weniger Aborte und auch die Virusausscheidung ist deutlich vermindert. Derzeitige Impfstoffe fördern die Antikörperbildung beim Pferd, welche die durch Stress aktivierten Herpesviren noch vor ihrer Ausscheidung um bis zu 90 % unwirksam machen. So wird die Virussauscheidung verringert, was neben dem Aufbau der Immunität das Ziel einer Impfung ist. Nur so reduziert sich nachhaltig die Gesamtmenge des in der Pferdepopulation vorkommenden Virus. Und je weniger Virus vorhanden ist, desto geringer ist die Gefahr eines Herpesausbruchs mit schweren Krankheitssymptomen.
Fazit:
Mit einer Durchseuchung von über 80 % aller Pferde in Deutschland ist das Equine Herpesvirus eine allgegenwärtige Gefahr. Eine Impfung verhindert zwar nicht die Infektion, bereitet das Immunsystem aber so gut vor, dass die Symptome, wenn überhaupt nur sehr schwach auftreten. Der größtmögliche Schutz vor einem Herpesausbruch kann nur mit einer Bestandsimpfung erreicht werden. Am besten überwacht der betreuende Tierarzt den Impfstatus des Bestandes und führt die notwendigen Impfungen für alle Pferde an einem zentralen Termin durch.
Dr. Heike Engels
(tiergesundheit-aktuell.de)
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