Kotwasser und Durchfallerkrankungen beim Pferd
Es ist alles andere als schön: Das Pferd, wenn möglich auch noch Schimmel, begrüßt uns jeden Morgen mit schmutzigem Po, braun verklebten Hinterbeinen, und wenn es den Schweif hebt, dann spritzt etwas Kotwasser gegen die frisch gekalkte Boxenwand. Durchfall und Kotwasser beim Pferd gehören zu den unangenehmen und sehr oft nahezu unlösbaren Problemen.
Durchfall ist eine Reaktion des Körpers, etwas schnell und sicher loszuwerden. Bei anderen Spezies kann so etwas zusätzlich auch durch Erbrechen gelöst werden. Eine andere Form der Ausscheidung unerwünschter Stoffe stellen häufiges Harnlassen oder das Ekzem dar.
Während die beim Fohlen auftretenden Durchfälle oft lebensgefährlich sein können, leben erwachsene Pferde, und dazu zählen meist Spezialrassen und vor allem fettleibige Pferde ihr Leben lang mehr oder weniger gut mit diesem Problem.
Verschiedene Ursachen
Die Ursachen für Kotwasser sind mannigfaltig. Bakterielle oder virale (durch Viren hervorgerufene), sowie parasitäre Ursache von Durchfall beim Pferd sind selbstverständlich durch den Tierarzt zu diagnostizieren und zu behandeln. Wäre es aber so einfach, hätte man nicht weitergeforscht.
Seit man die Problematik wissenschaftlich untersucht, hat man zumindest schon mal herausgefunden, dass sogar psychogene Faktoren eine Rolle spielen können. Zu Durchfallerkrankungen neigen angeblich eher die Typen, die in der Rangordnung hinten anstehen und über wenig Selbstvertrauen verfügen. Das ist beim Menschen nicht anders und der extrem Unterwürfige wird im Volksmund oft als „Schleimscheißer“ betitelt.
Angst und Stress sind Auslöser, denen man versuchen kann, Herr zu werden, wenn man das Pferd aus einer vielleicht aggressiven Gruppe nimmt, die Anforderungen an das Pferd reduziert und es nährstoffbilanziert versorgt. Vitamine und Spurenelemente, die das Nervenkostüm stärken und durch die Verbesserung des Energiehaushalts selbstsicherer machen, sind die B-Vitamine, allen voran Vitamin B12, sowie die Spurenelemente Mangan, Zink und Chrom.
Weg mit dem Kater
Zu den am schlechtesten zu behandelnden Ursachen von Durchfall gehört die Allergie. Zu den typischen allergischen Reaktionen zählen folgende Symptome: die Nase juckt, es kommt zu Migräne (was wir beim Pferd leider nicht feststellen können), Hautausschlägen (Ekzem), angelaufenen Beinen mit Durchblutungsstörungen bis zur Herzschwäche, chronischem Husten, allgemeiner Mattigkeit oder schließlich Magen-Darm-Erkrankungen mit Koliken und Durchfall.
Dieses sogenannte katarrhalische Geschehen (das Wort Kater kommt vermutlich auch davon) ist auf die körpereigene Bildung oder die Aufnahme von sogenannten biogenen Aminen wie Histamin, Cadaverin etc. zurückzuführen.
Biogene Amine entstehen entweder außerhalb des Körpers, zum Beispiel durch Fermentation und werden mit den Futtermitteln aufgenommen oder im Rahmen der Verdauung (Fehlgährungen) durch Umwandlung von Aminosäuren aus eiweißhaltigen Produkten durch Mikroorganismen. Silage ist ein typisches Beispiel für ein an biogenen Aminen besonders reiches Futtermittel. Hier wird mehr oder weniger eiweißhaltiges Gras bzw. angetrocknetes Gras mikrobiologisch umgesetzt und dadurch haltbar gemacht. Dieser eigentlich nützliche Fermentations- und Konservierungsprozess führt zu Bildung von Histamin aber auch Spuren von Cadaverin. Die Menge der biogenen Amine hängt ab von der Qualität der Fermentation, also von der Sauberkeit, Lufteintritt etc. Daher können auch Heu und Stroh, aber auch Getreide mit biogenen Aminen belastet sein, wenn die Qualität durch Mikroorganismen eingeschränkt ist.
Kontaminiertes Futter
In vielen, vielleicht auch den meisten Fällen ist die Aufnahme von kontaminiertem Futter der Auslöser von Durchfall und Kotwasser. Grundfutter kann primär von schädlichen Bakterien, Pilzen, Hefen oder Milben befallen sein. Nicht weniger toxisch und leberschädigend bis hin zu Durchfall auslösend sind die Abfall- und Stoffwechselprodukte dieser Mikroorganismen, die quasi sekundär während der Lagerung entstehen. Auch hier gehören zu den Stoffwechselprodukten biogenen Amine, deren Wirkungen bis hin zu drogenähnlichen Wirkungen führen können.
Übersäuerung des Dickdarms
Eine weitere Ursache für Durchfall beim Pferd sind unausgewogene Futterrationen, die den Dickdarm übersäuern und langfristig zu Entzündungen führen können. Zu hohe Stärkemengen durch Getreideüberfütterung, Eiweißanflutungen (zum Beispiel durch Weidegras) oder Fruktanbelastungen führen zu einer Veränderung der Darmflora. Der Abbau von Stärke, Eiweiß und Fruktanen im Dickdarm führt zur vermehrten Bildung von milchsäureproduzierenden Bakterien. Die Milchsäure ist eine stärkere Säure als Essigsäure und die anderen eigentlich erwünschten flüchtigen Fettsäuren. Sie wird nur unvollständig vom Darm aufgenommen und ändert so das Darmmilieu. Der Dickdarm übersäuert und wenn nicht gerade Durchfall eintritt, kann es sogar zur gefürchteten Hufrehe kommen.
Durchfall im Schlepptau der Leber
Leberprobleme führen oft Durchfall im Schlepptau. Leberprobleme selbst werden ebenso durch kontaminiertes Futter, Stress, Chemikalien (z.B. Medikamente), Giftpflanzen oder Körperverfettung hervorgerufen. Dabei müssen am Anfang der Leberentgiftungsstörungen die Blutwerte noch nicht erhöht sein. Ebenso verhält es sich mit der Nierenschwäche. Sie führt zur vermehrten Ausscheidung von Giften über den irgendwann überforderten Darm.
Darmentzündungen können die Ursache als auch die Folge des Entstehens von Durchfall und Kotwasser sein. Darmentzündungen können auch möglicherweise ein Hinweis auf Autoimmunreaktionen sein. Es werden Antikörper gegen das eigene Körpereiweiß gebildet. Hier handelt es sich um eine Entgleisung des Immunsystems.
Bekämpfung von Durchfall und Kotwassererkrankungen
Es klingt mittlerweile schon banal, bei Durchfallpatienten auf eine hohe Qualität des Grundfutters hinzuweisen. Eigentlich weiß das jeder Pferdebesitzer. Wenn das aber so einfach zu realisieren wäre, an ordentliches, unkontaminiertes Futter heranzukommen, dann würden das sicher die meisten Pferdebesitzer machen und es gäbe weniger Erkrankungen beim Pferd. Eine Verbesserung der Qualität der Gesamtration lässt sich mit künstlich getrockneten Heuersatzprodukten oder hochwertigem Haferstroh als teilweiser Ersatz für vorhandenes Heu ermöglichen.
Silage mit dem naturbedingt hohen Gehalt an biogenen Aminen sollte aus der Ration entfernt werden, um das allergische Geschehen zur Ruhe zu bringen. Denn es gilt: je höher die Menge an Allergie erregenden Substanzen, desto schwieriger wird der Körper damit fertig.
Entgiftungsorgane stärken
Aufgrund der großen Oberfläche hat die Darmschleimhaut eine besondere Bedeutung für das Immunsystem. 70–80 Prozent aller Zellen, die Antikörper produzieren, befinden sich in der Schleimhaut des Darmes. Zur Stärkung des Immunsystems tragen Licht, Luft, Bewegung, weniger Stress, eine gesunde Fütterung und intakte Entgiftungsorgane bei.
Die Leberentgiftung und das Immunsystem gehören eng zusammen. Die Leber ist das bedeutendste Entgiftungsorgan. Die schöne Nachricht dabei ist, dass die Leber sich schnell und oft sehr zuverlässig regenerieren kann. Eine Aktivierung der Leberentgiftung ist auch angebracht, wenn die Blutwerte keine erhöhten Werte anzeigen. Die Leber reagiert sehr zuverlässig auf leberwirksame Kräuter wie Mariendistel, Artischocke, Birke und Co. Die in diesen Kräutern enthalten Bitterstoffe fördern den Gallefluss, wirken basenbildend und verbessern damit die natürliche Entgiftung. Auf eine pflanzliche oder homöopathische Leberentgiftung macht es Sinn, eine Stärkung der Nierenfunktion erfolgen zu lassen.
Mit einer gesunden Leber lassen sich auch Allergien leichter ertragen. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Leberproblemen und dem Auftreten von Ekzemen, Husten und Durchfall zu geben.
Nährstoffbilanziert füttern!
Die Basis für eine Stabilisation und Regeneration der Darmschleimhaut ist eine bedarfsgerechte Futterration. Hier gilt zu beachten, dass gerade wenig gearbeitete Pferde, Spezialrassen und Ponys meist nicht genug Spurenelemente in ihrer Ration erhalten, unter dem Motto, der kriegt nichts mehr, der hat genug.
Da sollte man ganz ehrlich mit sich sein und energieliefernde Nährstoffe von nicht energieliefernden Nährstoffen unterscheiden und sich für eine ausreichende Mineralisierung, vor allem im Bereich Zink und Mangan einsetzen. Zink und Mangan, aber auch Kupfer sind wesentlich am Aufbau und der Regeneration der Darmschleimhäute beteiligt. Nachgewiesenermaßen kann ein Zinkmangel alleine schon Durchfall auslösen.
Überlastungen mit Getreide, frischem Weidegras oder zu hohen Ölanteilen sollten streng vermieden werden, um eine Dickdarmübersäuerung zu vermeiden. Auch hier wirken viele spezielle Heilkräuter und Mineralien basenbildend. Die Stabilisierung der Darmflora ist dann oft die natürliche Folge einer veränderten, bedarfsgerechten Fütterung und sorgfältiger Organunterstützung.
Zu einem quasi gewaltsamen Stoppen des Durchfalls und des Kotwassers bei chronischen Pferdepatienten ist nicht zu raten, da auch die Möglichkeit besteht, dass sich die Problematik in Richtung Hufrehe oder Ekzem verschiebt.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand©
Durchfall beim Pferd – was kann ich füttern?
Wir geben Ihnen hilfreiche Tipps, was Sie Ihrem Pferd mit Durchfall füttern sollten.
Durchfall beim Pferd – Symptome:
Ihr Pferd setzt in der Pferdebox oder auf der Koppel wässrigen, ungeformten und stark riechenden Pferdemist aus? Schweif und Hinterbeine sowie die Wände der Box sind meist verschmiert mit teilweise schon angetrocknetem Kot? Häufig schießt der viel zu flüssige Kot unter hohem Druck aus dem Pferd. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Ihr Pferd massive Verdauungsprobleme hat. Eine oft vergessene Gefahr beim Durchfall ist, dass länger anhaltender Durchfall beim Pferd sehr schnell zu Verlusten von Flüssigkeit, Elektrolyten und Eiweiß führt. Dadurch trocknet das Pferd aus und der Elektrolythaushalt gerät aus dem Gleichgewicht. Die Niere wird stark belastet und wird bei fehlendem Flüssigkeitsausgleich geschädigt. Sinkt der Eiweißgehalt des Blutes im Pferd stark ab, können Ödeme an Unterbauch und Beinen entstehen.
Auf jeden Fall gilt: Hält der Durchfall länger wie 24 Stunden an, dann rufen Sie den Tierarzt.
Es gibt unterschiedliche Arten von Durchfall beim Pferd:
- Akuter Durchfall (vermehrter Absatz von weichem bis wässrigem Kot innerhalb einer Woche).
- Chronischer Durchfall (vermehrter Absatz von weichem bis wässrigem Kot innerhalb einer Woche bis einige Monate).
- Medikamentös bedingter Durchfall (durch bestimmte Antibiotika und andere entzündungshemmende Medikamente).
- Durch Sand bedingter Durchfall (Aufnahme von Sand von sandigem Boden, der den Dickdarm reizt).
- Infektiöser Durchfall (meist ausgelöst durch Clostridien, Würmer oder Salmonellen).
Fütterungs- und Haltungstipps bei einem Pferd mit Durchfall:
Bis eine entsprechende Therapie ausgeführt werden kann, d. h., bis ein Tierarzt oder Sie die genaue Ursache des Durchfalls abgeklärt haben, sollten Sie vorsichtshalber das Pferd von anderen gesunden Pferden isolieren. Infektiöser Durchfall beim Pferd ist hoch ansteckend. Falls das Pferd auf einem Paddock steht, soll dieser verschlossen bleiben. Auch Sie müssen sich nach jedem Kontakt die Hände waschen und Ihre Kleidung desinfizieren.
Bieten Sie Ihrem Pferd frisches Wasser von Zimmertemperatur in einem Eimer an und ggf. einen zusätzlichen Eimer mit einer Elektrolytmischung und einen mit Natriumbikarbonat.
Entziehen Sie dem Pferd jegliches Futter und entfernen die Einstreu, falls sie vom Pferd gefressen wird. Die Wahrscheinlichkeit von neuen Infektionen sinkt dadurch.
Fütterungs-Tipps für ein 600 kg Warmblut:
8 kg Heu
2 kg MASTEHORSE MASH
100 g MASTERHORSE LEINKUCHEN
80 g Mineralfutter MASTERHORSE BASIS
30 g Stallmeister LeibWächter
20 g MASTHORSE ELEKTROLYT 2000 PLUS
MASTERHORSE LEINKUCHEN
Fütterungsfertiger Leinkuchen wirkt positiv auf Haut und Haar, sorgt für glänzendes Fell und fördert die Verdauung.
MASTERHORSE ELEKTROLYT-2000-PLUS
Gleicht ein Defizit an Elektrolyten gezielt aus.
MASTERHORSE MASH
Das bekömmliche Aufbaufutter mit besonders leicht verwertbaren Nährstoffen sorgt für eine intakte Darmflora und fördert die Verdauung.
Der Stallmeister LeibWächter
Die Lebendhefe-Kulturen stabilisieren aktiv die Dickdarmflora.