Allergieauslöser im Stall und auf der Weide

Eine allergische Reaktion bezeichnet eine überschießende Reaktion des Immunsystems aufgrund einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Stoffen oder Substanzen. Beim Pferd äußern sich allergische Reaktionen fast immer durch Reaktionen der Haut, der Atemwege, oder in selteneren Fällen auch der Verdauungsorgane. Sowohl im Stall als auch auf der Weide lassen sich Allergieauslöser finden. Dr. Nicole Beusker beschreibt, welche Allergien hier häufig sind und was dagegen getan werden kann.

Ganz grundsätzlich können Allergieauslöser Pflanzen sein, die auf der Weide wachsen, ebenso Insekten, aber genauso Bestandteile des Futters, der Einstreu sowie darauf angesiedelte Mikroorganismen. Auch Medikamente können eine allergische Reaktion auslösen. Allergische Reaktionen der Haut zeigen sich beim Pferd fast immer in Form von Juckreiz, Schwellungen, kleineren „Pickelchen“, die gehäuft an einer oder mehreren Stellen auftreten, sowie der so genannten Nesselsucht. Dabei entstehen über den gesamten Körper verteilte weiche, meist rundliche Erhebungen, die jucken können, aber nicht müssen. Ist Juckreiz vorhanden, so scheuern, kratzen oder beißen sich die Pferde oft so lange, bis die Haare brechen, Fell ausgeht, sich die Haut verdickt oder sogar blutige, krustige und entzündete Stellen entstehen.

Vielfach Insekten Allergieauslöser

Die häufigsten Allergieauslöser der Haut sind Insekten, allen voran die Kriebelmücke, die das Sommerekzem auslöst. Dabei reagieren die Pferde nicht auf das Insekt an sich, sondern auf den Speichel, der beim Saugen durch das Insekt in die Haut des Pferdes gelangt.

Aber auch andere Insekten (Bremsen, Fliegen, Mücken etc.) können allergische Hautreaktionen auslösen. Manche Pflanzen auf der Weide, zum Beispiel die Brennnessel, können auch kurzzeitige allergische Hautreaktionen beim Pferd hervorrufen. Diese sind meistens geprägt von sehr kleinen „Pickelchen“, die in der Regel nicht jucken und meist auf die Beine oder die Bauchregion begrenzt sind. Das kommt daher, dass die Pferde in einem Brennnesselareal stehen und andere Pflanzen suchen oder sogar dort dösen. Manche Pflanzen, die von Pferden auf der Weide aufgenommen werden, können auch Schwellungen im Gesicht hervorrufen, wobei die Grenze zur Vergiftung in diesem Fällen schwer zu ziehen ist. Aber auch Bestandteile des „normalen“ Kraftfutters können allergische Hautreaktionen bewirken, genauso wie Pollen, Milben und Pilzsporen, die sich im Stall (oft im oder am Futter!) und auf der Weide finden lassen.

Im Zweifel Tierarzt rufen

In vielen Fällen reicht es, ein bisschen abzuwarten, bis die allergischen Anzeichen wieder verschwinden, zum Beispiel bei einer Reaktion auf Brennnesseln. Liegen deutliche Schwellungen vor, so sollte auf jeden Fall ein Tierarzt hinzugezogen werden. Im Fall der Kriebelmückenallergie können hautpflegende Produkte den Heilungsverlauf unterstützen und so genannte Ekzemerdecken die Kriebelmücke vom Pferd weitestgehend fernhalten.

Zusätzlich sollten betroffene Pferde möglichst nicht in der Dämmerung auf der Weide oder dem Paddock sein. Bei manchen Pferden lösen bestimmte Futtermittel Verdauungsprobleme aus. Dies kann sich in einer direkten Reaktion bei oder kurz nach der Futteraufnahme zeigen: die Pferde stampfen mit den Füßen auf, versuchen sich in die Gurtlage zu beißen oder zeigen regelrechte Koliksymptome. Diese können aber auch erst um Stunden oder sogar Tage verzögert auftreten. Neben der notfalls sofortigen Versorgung durch einen Tierarzt sollte das betreffende Futtermittel weggelassen werden, was manchmal nur durch Versuch und Irrtum herauszufinden ist, vor allem, wenn kein direkter zeitlicher Zusammenhang erkennbar ist.

Allergien gegen verabreichte Medikamente kommen auch beim Pferd vor. Häufig sind dies Antibiotika, aber auch Entzündungshemmer, Impfstoffe, Wurmkuren oder auch Sedativa sowie Salben oder andere auf der Haut angewandte Produkte. Dabei können die Reaktionen sehr mild sein und von selbst verschwinden oder aber auch einen allergisch bedingten Schock auslösen, bei dem das Pferd zu Tode kommen kann. Daher ist es wichtig, mögliche Reaktionen des eigenen Pferdes auf ein Medikament zu kennen und auf dieses zu verzichten.

COB immer häufiger

Ein immer häufiger werdender, allergisch bedingter Symptomkomplex ist die so genannte chronisch obstruktive Bronchitis (COB), im englischen auch COPD (chronic obstructive pulmonary disease) oder RAO (recurrent airway obstruction) genannt, die dem menschlichen Asthma ähnelt. Dabei reagieren die Atemwege der Pferde durch Schwellung der Schleimhäute und vermehrte Sekretproduktion, so dass die Pferde kurzatmig und leistungsschwach werden, häufig Husten bekommen und Nasenausfluss zeigen können.

Diese Form der Allergie hat zum einen eine genetische Ursache, das heißt, es gibt Pferde, die eher als andere dazu neigen, eine allergische Reaktion der Atemwege zu entwickeln. Wenn dann noch die Umweltfaktoren „günstig“ für die Ausbildung einer Allergie sind, tritt sie häufig zu Tage. Umweltfaktoren, die allergische Reaktionen der Atemwege hervorrufen können, sind Staub in Futtermitteln allgemein (vor allem im Heu und Stroh, aber auch in Einstreu wie Sägemehl), Hausstaub- und Vorratsmilben (im Müsli, Getreide, Heu, Stroh), Schimmelpilze (auf oder an Futtermitteln) und Pollen.

Allergietest und Hyposensibilisierung

Man kann versuchen, das auslösende Allergen über einen Allergietest zu bestimmen, was aber nicht immer ganz zuverlässig ist. Solche Allergietests werden meist als Bluttests durchgeführt, es gibt aber auch Hauttests. Das Problem solcher Allergietests liegt darin, dass sie zunächst mal nur beschreiben, dass ein Pferd einmal Kontakt mit dem Allergen hatte. Ob das dann wirklich der Auslöser der Allergie ist, ist nicht immer sicher. Auch klinisch gesunde Pferde zeigen in solchen Allergietests positive Reaktionen, ohne jemals eine allergische Reaktion gezeigt zu haben. Trotzdem kann man aufgrund des Ergebnisses eines solchen Tests versuchen, das Pferd gegen das verdächtige Allergen zu hyposensibilisieren. Das bedeutet, man versucht mit in bestimmtem Maße dosierten Gaben des Allergens das Immunsystem quasi an das Allergen „zu gewöhnen“; viele Labore stellen auf das jeweilige Pferd zugeschnittene Allergengaben zusammen mit einem Zeitplan für die Verabreichung zur Verfügung.

Pferd vor Allergenen schützen

Das Wichtigste bei jeder Allergie ist aber im Grunde zu versuchen, das auslösende Allergen zu vermeiden oder den Kontakt so gering wie möglich zu halten. Im Falle der Allergene, die Hautreaktionen auslösen, ist das noch verhältnismäßig einfach: allergieauslösende Pflanzen auf der Weide kann man vernichten, Futtermittel oder Einstreu ersetzen oder ganz weglassen. Kriebelmückenallergiker sollten nur zu Zeiten auf die Weide gelassen werden, zu denen die Kriebelmücken nicht aktiv sind, das heißt, nicht in der Dämmerung. Hautpflegeprodukte und spezielle Ekzemerdecken verschaffen zusätzliche Hilfe. Auch auf Medikamente, die bekannter Maßen bei einem Pferd allergische Reaktionen hervorrufen, kann und sollte verzichtet werden. Schwieriger wird es bei den allergischen Atemwegserkrankungen. Sicherlich kann und sollte man mit dem Tierarzt zusammen das Pferd mit Medikamenten erst einmal stabilisieren. Das A und O bei dieser Allergieform ist aber die Optimierung der Haltungsbedingungen. Das bedeutet: die Pferde sollten möglichst 24 Stunden draußen sein, als Einstreu sollten Späne statt Stroh verwendet werden, das Heu muss gewässert (das heißt, mindestens 20 Minuten in Wasser getaucht) werden oder man sollte alternativ Silage verfüttern und gegebenenfalls sogar auf staubige Kraftfuttermittel verzichten. Bei Pferden, die nicht in einem Offenstall gehalten werden können/sollen, sollte das ganze Jahr über eine Fenster- oder Paddockbox zur Verfügung stehen, und die übrigen Boxen im Stall sollten nicht eingestreut oder die Stallgasse gefegt werden, wenn das betroffene Pferd in der Box ist. Weiterhin sollte möglichst kein Heuboden über den Boxen sein oder ein Heu- oder Strohlager in der Nähe. Das stellt gewisse Ansprüche an den Pferdehalter, aber auch an den Stallbesitzer, die nicht immer einfach umzusetzen sind, aber für das betroffene Pferd enorm wichtig sind. Allergien beim Pferd nehmen – wie auch beim Menschen – immer mehr zu. Eine gute Beobachtung des eigenen Pferdes und das rechtzeitige Hinzuziehen eines Tierarztes können helfen, das Ausmaß der Allergie in Grenzen zu halten und mit dem richtigen Management dem Pferd Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zu erhalten.

Dr. Nicole Beusker

(tiergesundheit-aktuell.de)

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