Wie erkennen, wenn Nährstoffe fehlen?

Vor der Propagierung exakt berechneter Fütterungsdaten mittels Computer galt die subjektive Faustregel von der „Fütterung mit Augenmaß“. Heutzutage verlassen wir uns lieber auf scheinbar objektive Futtermittelanalysen, -tabellen und Fütterungsprogramme. Es wird gewogen, verglichen und optimiert, ungeachtet der Tatsache, dass sich das Individuum Pferd in seiner Einmaligkeit der absoluten Berechenbarkeit entzieht. Sylvia Deckert plädiert für ein gesundes Mittelmaß aus genauer Beobachtung und angewandtem Fütterungswissen.

Das Pferd „spricht“ absolut ehrlich zu uns, indem sein Körper mit Hilfe von Unterhautfettschicht, Haut, Haar und Hufhornbeschaffenheit, aber auch durch bestimmte Verhaltensweisen eindeutige Aussagen macht über Futtermenge, optimale Nährstoffzusammensetzung und -verstoffwechselung. Um die nonverbalen Mitteilungen zu verstehen, benötigt der Tierhalter insbesondere sein Beobachtungsvermögen und seinen Tastsinn. In Verbindung mit etwas Erfahrung und im Zweifelsfall einem weiteren Begutachter des Tieres ist es durchaus möglich, sich einen ersten und in der Regel durchaus zutreffenden Eindruck über den Fütterungszustand zu verschaffen. Allgemein gilt: das Pferde sollte weder zu dick noch zu dünn sein und Haut, Haare und Hufe sollten in Beschaffenheit, Form und Farbe unauffällig sein. Doch was heißt das genau?

Die Sache mit dem Gewicht

Es erscheint naheliegend, sein Ross zur Überprüfung der Richtigkeit der Futtermenge zu wiegen. Der örtliche Landhandel verfügt zumeist über Viehwaagen; man fährt mit Hänger samt Pferd darauf, subtrahiert das in der Zulassungsbescheinigung vermerkte Hängergewicht und erfährt so auf das Kilogramm genau das Gewicht des Tieres. Entspricht dieses dann den rassespezifischen Durchschnittsgewichten in den entsprechenden Tabellen und Fütterungsempfehlungen, glaubt man sich auf der sicheren Seite. Unberücksichtigt bei diesem Verfahren bleibt das Individuum Pferd, dessen ganz persönliche Stoffwechseleigenheiten nicht grundsätzlich den tabellarischen Durchschnittswerten entsprechen. Weder ist sein exakter individueller Nährstoffbedarf in Abhängigkeit von Bemuskelung, Fetteinlagerung, Alter und Gesundheitszustand bekannt und – was letztendlich ebenso Stoffwechselprozesse und Gewicht beeinflusst – seine genaue Nährstoffresorption. Zusätzlich entziehen sich dem Pferdehalter genaue Daten über die Nährstoffzufuhr, weil diese nicht ermittelbar sind oder jahreszeitlichen Schwankungen unterliegen wie z.B. das Raufutterangebot. Als Beispiele seien der Grasbauch besonders im Frühsommer bei Weidepferden genannt und das Dünnerwerden vieler Pferde nach der Winterfütterung mit Heu, welches bei zunehmend längerer Lagerung an Nahrhaftigkeit verliert.

Variable äußere Faktoren wie Leistungsanforderungen, Haltungsform und Witterungseinflüsse üben zusätzlich einen direkten und manchmal sehr schnellen Einfluss auf das Gewicht aus. Robust gehaltene Pferde bewegen sich während der kalten Jahreszeit deutlich geringer. Kalorien werden vom Organismus vorrangig für die Thermoregulation benötigt. Sollte ein grundsätzlich gesundes Pferd vor Kälte, Nässe oder Wind zittern, kann Eindecken oder Aufstallen nur als kurzfristige erste Hilfe Maßnahme gesehen werden. Lauwarmes Mash wird gerne gefressen und warmes Tränkwasser wird von vielen Pferden gerne aufgenommen. Am wichtigsten jedoch ist eine Erhöhung der Futtermenge, insbesondere der Heugaben zur Stimulierung der Darmflora, welche quasi als inneres Kraftwerk für die Wärmegewinnung zuständig ist.

Wie also den Futterzustand bestimmen?

Die vielen Unbekannten und Variablen legen es für den Halter nahe, in kurzen Zeitabständen genau hinzuschauen und zu fühlen. Von einer mengenmäßig befriedigenden Fütterung kann ausgegangen werden, wenn so viel Depotfett unter der Haut gespeichert ist, dass die Rippen des Pferdes zwar fühlbar, aber nicht sichtbar sind. Bei Abweichungen von dieser Grundregel sollten Kraftfutterangebot sowie Raufuttergaben den Gegebenheiten angepasst werden.

Haut und Haar als Indikator

Dem Schutz- und Ausscheidungsorgan Haut und somit auch dem Fell und den Schutzhaaren des Pferdes kommt eine besondere Bedeutung als Indikator für den Ernährungszustand zu. Wie eine Art atmungsaktive Schutzjacke regulieren sie unter natürlichen Bedingungen alle Außenklimareize und sorgen dafür, dass der Schweiß verdampfen kann. Fellentwicklung und Fellwechsel spielen sich gut sichtbar an der „Außengrenze“ des Pferdes zu seiner Umwelt ab und werden maßgeblich von der Ernährung bestimmt. So deutet nicht rassetypisches langes Haar auf mangelhafte Fütterung oder Ernährungsstörungen hin. Starke Verwurmung kann ein weiterer Grund für diese Fellauffälligkeit sein. Ein Nachlassen der Hautelastizität gibt einen Hinweis auf zum Teil chronische Ernährungs- und Durchblutungsstörungen. Durch Hochziehen und Zurückschnellenlassen einer Hautfalte an Hals oder Rumpf lässt sich die Elastizität prüfen. Verschwindet die Falte nur zögernd, spricht das für einen starken Flüssigkeitsverlust durch Blut, Schweiß oder Durchfall gekoppelt mit unzureichender Flüssigkeitsaufnahme, für chronische Ernährungsstörungen oder krankhafte Hautveränderungen. In jedem Fall muss die zugrundeliegende Störung unverzüglich durch Hinzuziehung eines Tierarztes beseitigt werden.

Fehlversorgung und deren Symptome

Förderlich für Haut- und Fellgesundheit ist eine ausreichende Versorgung mit den Vitaminen E und A bzw. ß-Karotin (Vitamin A-Vorstufe), den Spurenelementen Zink und Kupfer, sowie ungesättigten Fettsäuren und schwefelhaltigen Aminosäuren. Häufig auftretende schuppige Verhornungen und Haarschäden sind Symptome eine Parakeratose, einer typischen Zinkmangelkrankheit, die ihrerseits durch ein Überangebot von u.a. Calcium und Phosphor begünstigt werden kann. Bei Schuppenbildung ist es also eher kontraproduktiv, einseitig die Zinkgaben über entsprechende Futtermittelzusätze zu erhöhen. In jedem Fall gehört zur Vermeidung weiterer Dysbalancen die Zusammensetzung der gesamten Futterration auf den Prüfstand. Ein stumpfes Haarkleid bei trächtigen Stuten oder Fohlen oder eine Depigmentierung an Maul oder Anus infolge mangelhafter Melaninsynthese speziell bei Araberpferden kann ein Anzeichen für Kupfermangel sein. Ursächlich kommt ein an Cu-mangelndes Futterangebot, aber auch ein Überangebot an Antagonisten aus dem Mineralstoffbereich in Frage. Als Auslöser für Haarverluste oder Schuppenbildung kommt auch eine Unterversorgung mit Vitamin A in Betracht.

Das Epithel, die oberste Hautschicht, benötigt zu ihrer Gesunderhaltung dieses Vitamin in ausreichendem Maße. Decken lässt sich dieser Bedarf über frisches Grünfutter, Heu, Silage und Möhren. Lagerungsbedingte Vitaminverluste sind allerdings zu berücksichtigen und entsprechend auszugleichen. Stroh, Rüben und deren Nachprodukte wie Zuckerrübenschnitzel sind besonders ß-Karotin arm und legen eine Reduzierung oder einen vollständigen Ersatz durch andere Futterkomponenten bei entsprechend veranlagten Tieren nahe. Vitamin E hingegen übt im Zusammenspiel mit Selen eine Schutzfunktion für u.a. die Zellmembranen der Haut aus. Ein Ungleichgewicht im Vitamin E-Haushalt kann entstehen, wenn eine Futterration zum Zweck der guten Versorgung mit ungesättigten Fettsäuren mit Pflanzenölen angereichert wird. Eine Verdoppelung der bei 1 mg Vitamin E pro kg Körpergewicht liegenden Empfehlung bei Pferden im Erhaltungsstoffwechsel (trächtige Stuten und Hochleistungspferde verfügen über einen noch höheren Bedarf) ist bei fettreicher Ernährung ratsam. Vitamin E wird dem herkömmlichen Mischfutter im Allgemeinen zugesetzt, ist aber auch als Einzelzusatzfuttermittel erhältlich. Die Wirksamkeit von natürlich vorkommendem Vit. E ist gegenüber dem synthetisch hergestellten Vitamin deutlich erhöht. Leinsamen, Weizenkeime, Sonnenblumenkerne sind natürliche Vorkommen dieser Antioxidanse. Mattes Fell und bei älteren Pferden zu beobachtender verzögerter Fellwechsel spricht für Verarmung des Hautgewebes an Linolsäure, einer ungesättigten Fettsäure. Linolsäurearm sind Stroh, Rüben und deren Nachprodukte. Leinsamen und Pflanzenöle können mit ihrem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren einem Mangel entgegenwirken. Gleichzeitig ist aber unbedingt der Vitamin E Gehalt der Ration zu berücksichtigen und zu erhöhen, um autooxydative Prozesse zu vermeiden.

Auch das Hufhorn gehört zu den Hautanhangsgebilden

Zum Bereich der Hautgesundheit gehört im weiteren Sinne auch die Hufhornbeschaffenheit. Werden die Hufe trotz guter Pflege spröde, rissig oder bröckelig, kann das ein Hinweis auf einen Mangel an Vitamin H, auch Biotin genannt, sein. Bei gesunder Darmflora werden die wasserlöslichen Vitamine im Verdauungstrakt vom Pferd mikrobiell synthetisiert und genutzt. Bei kraftfutterreicher, rohfaserarmer Ernährung, bei Belastung mit Mykotoxinen aus schimmeligem Futter oder infolge von Antibiotikabehandlung ist dieser physiologische Vorgang unter Umständen gestört und macht eine Substitution über einen entsprechend geeigneten Futterzusatz nötig. Haarverlusten und trockener Haut kann durch Biotingaben ebenfalls entgegengewirkt werden. Ist ein Pferd mit den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin unterversorgt, führt auch dieser Mangel zu einem stumpfen Haarkleid. Hierbei gilt es, eine proteinarme Ration basierend auf z.B. überständigem Heu, Stroh und Rüben zu vermeiden und Bestandteile des Futters durch leistungsmäßig angepasste Kraftfuttermengen, deren Getreideanteile reich an entsprechenden Aminosäuren sind, zu ergänzen.

Sylvia Deckert

(tiergesundheit-aktuell.de)

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