Mineralstoffversorgung: Calcium und Phosphor Bausteine des Lebens

Mineralstoffe fungieren als Grundbausteine aller lebendiger Organismen – sie sind essentiell notwendige Bestandteile jedes Körpers, jeder einzelnen Zelle und aller ablaufenden Stoffwechselvorgänge. Eine optimale Mineralversorgung bietet die beste Voraussetzung für gesunde, vitale Fohlen und infolge für fitte, leistungsstarke Pferde. Den Elementen Calcium und Phosphor kommt bei der Mineralstoffversorgung eine herausragende Bedeutung für den Körperaufbau und einer Vielzahl physiologischer Abläufe zu, wie Sylvia Deckert beschreibt.

Calcium (Ca) und Phosphor (P) kommen zusammen mit einigen anderen Elementen (im Gegensatz zu den Spurenelementen) im Körper in großen Mengen vor. Ein mittelgroßes Pferd beinhaltet in seinen Knochen und Zähnen ungefähr 7 kg Calcium und 4 kg Phosphor. Gespeichert, umverteilt und teilweise wieder ausgeschieden, dienen diese Mineralien unterschiedlichen Funktionen. Nicht nur der Skelett- und Zahnaufbau, sondern auch die Weiterleitung von Nervenimpulsen, die Anspannung der Muskeln, der Transport stoffwechselrelevanter Substanzen, hormonelle und enzymatische Vorgänge und die Blutgerinnung wären ohne Ca nicht möglich. Der P-Haushalt ist beteiligt am Knochenaufbau und der Energieübertragung und – Speicherung innerhalb der Muskulatur. Außerdem ist P ein Bestandteil der in den Zellkernen vorhandenen Nucleinsäuren; Zellteilung und somit Wachstum und Regeneration eines Organismus wären ohne P unmöglich.

Mineralbedarf abhängig von Alter, Größe und Trainingszustand

Der Bedarf an Ca und P ist von der Lebendmasse des Pferdes und seiner Leistung abhängig, also: je mehr ein Pferd wiegt und je schwerer es gearbeitet wird, desto höher ist der Mineralbedarf. Ein Pferd mit 500 kg Gewicht benötigt im Erhaltungsstoffwechsel täglich 25 g Calcium sowie 15 g Phosphor; wird das Pferd schwer gearbeitet steigt der Bedarf auf 28 g Ca bei unverändertem P-Bedarf. Ist eine 500 kg schwere Stute hochtragend, benötigt sie für sich und die Versorgung des Fetus 40 g Ca und 27 g P. Während der Laktation steigt der Bedarf noch einmal an. Im 3. Lebensmonat des Fohlens braucht die Stute 49 g Ca und 38 g P, welche sie zum einen Teil für den Eigenbedarf verstoffwechselt und zum anderen Teil über die Milch an ihr Fohlen weitergibt. Das Jungpferd hingegen reduziert seinen Ca/P-Bedarf im Laufe seiner ersten drei Lebensjahre. Ein drei Monate altes Saugfohlen braucht für seine Entwicklung 31 g Ca und 22 g P pro Tag. Hat das dreijährige Pferd sein Wachstum im Wesentlichen abgeschlossen, entspricht sein Mineralstoffbedarf dem Erhaltungsbedarf eines nicht gearbeiteten Pferdes. Für Hengste im Deckeinsatz oder erkrankte Tiere wird der Tierarzt spezifisch abgestimmte Empfehlungen aussprechen. Die genannten Werte bezeichnet man als absoluten Bedarf. Ist selbiger durch eine gute Futterrationsgestaltung mengenmäßig gedeckt, gilt es zusätzlich den relativen Bedarf, d.h. das Verhältnis von Ca:P zu berücksichtigen.

Die geltende Faustregel heißt: die Ration sollte im Idealfall knapp doppelt so viel Ca wie P aufweisen, um für die Verwertbarkeit optimale Bedingungen herzustellen. In keinem Fall sollte das Ca:P Verhältnis weniger als 1:1 oder mehr als 3:1 betragen. Ein P-Überschuss verursacht eine Hemmung der Ca-Absorption mit der Folge, dass Ca aus den Knochen abgebaut wird, um den Ca-Spiegel im Blut für lebensnotwendige Stoffwechselvorgänge möglichst konstant zu halten. Ein auf Dauer zu hohes Ca-Angebot hingegen führt zu einer erhöhten Belastung der Nieren.

Mangel- und Überversorgung vermeiden

Nahrungsangebot, -aufnahme und Verstoffwechselung bilden die Grundlage für die lebenswichtige Mineralstoffversorgung. Doch ist diese durch Weidegang, Heu und Hafer garantiert? Leider nein – denn Grundfuttermittel wie Gras und Heu variieren stark in ihren Mineralstoffgehalten. Problematisch bezüglich ihres geringen Calciumgehaltes sind intensiv mit Stickstoff gedüngte Weiden, junges Gras und resultierend, früh geerntetes und kräuterarmes Heu. Wird leistungsbezogen viel Getreide gefüttert oder beinhaltet die Futterration zusätzlich größere Mengen Kleie oder Ölsamenrückstände, kumuliert der bereits vorhandene absolute Ca-Mangel noch mit einem relativen Mangel durch erhöhte PWerte. Ergebnis ist ein deutliches Ca-Defizit, welches gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Doch auch ein Ca-Überschuss ist ein in der Praxis häufig anzutreffendes Problem. Besonders mit überständigem Heu, Stroh und wenig Getreide gefütterte Ponys und Robustpferderassen weisen oft ein zu weites Ca:PVerhältnis in ihrer Ration auf. Weiden diese Tiere zusätzlich auf extensiv bewirtschafteten Flächen, nehmen sie oft größere Mengen Klee auf, der sich durch Stickstoffmangel und kurzgeknabberte Grasnarbe ausbreiten konnte. Abgesehen von einem unzureichenden Rohfasergehalt steigt die Ca-Aufnahme durch das Klee-Überangebot noch zusätzlich an.

Krankheiten bei Ca- und P Fehlversorgung

Verdaulichkeit und endogene Verluste bestimmen die tatsächliche Verfügbarkeit von Ca/P. Da Ca mit einigen Nahrungsmittelkomponenten schwerlösliche Bindungen eingeht, stehen diese kaum zur Verstoffwechselung zur Verfügung. Die in Weizenkleie enthaltene Phytinsäure bildet mit Ca schwerlösliche Ca-Phytate Diese wirken sich gekoppelt mit anderen Kleiebestandteilen wie einem sehr hohen PGehalt, viel Magnesium und einem hohen Proteinanteil bei längerfristiger Verfütterung ungünstig auf die Verdauung aus – es entstehen Darmsteine. Die Crux dabei: Kleie ist ein sinnvolles Diätikum bei Verdauungsstörungen, aktiviert die Darmperistaltik und fördert somit die Verdauung. In zu großen Mengen oder zu lange verfüttert, wirkt sie hingegen kontraproduktiv und schadet dem Darm. Zuckerrüben, Trockenschnitzel und Luzernegrünmehl enthalten sehr viel Ca, aber auch Oxalsäure. Ca-Oxalat steht aufgrund seiner Schwerverdaulichkeit kaum für den

Stoffwechsel zur Verfügung, muss in großen Mengen ausgeschieden werden und belastet vor allem die Nieren bis hin zur Gries- und Steinbildung. Eine weitere Auswirkung hat ein zu hohes Ca-Angebot auf die Spurenelementaufnahme von Zink, Kupfer und Mangan. Obwohl die Ration z.B. ausreichend Zink enthält, blockiert der Ca-Überschuss eine entsprechende Resorption, ein sekundärer Zinkmangel mit Folgeerscheinungen wie Hautveränderungen entsteht. Ebenso wird der Fettstoffwechsel durch Ca-Überschuss negativ beeinflusst. Ist die Ernährung arm an Calcium und eventuell noch gekoppelt mit einem PÜberschuss, wird Ca aus den Knochen mobilisiert und verändert das Knochengewebe bei einem längerfristigen Mangel krankhaft. Gerade Fohlen mit ihrem hohen Ca-Bedarf sind disponiert eine ungenügende Knochenfestigkeit zu entwickeln. Fehlstellungen und Verbiegung der Gliedmaßen weisen auf den Mangel hin. Auch Sehnen und Bänder werden in Mitleidenschaft gezogen, Lahmheiten entstehen. Als Folge von Stresssituationen wie Krankheit, Verletzung oder Überanstrengung kann durch Regulationsstörungen ein Ca- Mangel entstehen, der sich in Muskelzittern, steifem Gang oder Festliegen äußert.

Boden- und Heuanalysen ratsam

Die in der Fachliteratur angegebenen Werte veranschaulichen deutlich die extremen Schwankungen im Ca- bzw. P-Gehalt von Weidegras. Die Ca-Werte der untersuchten Proben schwankte zwischen 1,3 g und 16,9 g je kg Trockensubstanz, der P-Gehalt lag zwischen 0,8 g und 6,0 g je kg Trockensubstanz. Um weder einen Mangel noch ein Überangebot entstehen zu lassen, helfen Boden- und Heuanalysen, den exakten Gehalt der Grundfuttermittel an Ca und P zu bestimmen und die Düngung entsprechend anzupassen. Ziel der Bodenverbesserung ist ein proteinarmes, mineralstoffreiches Gras bzw. Heu als B Jedes zusätzlich zum Grundfutter eingesetzte

Futtermittel, beinhaltet in sehr unterschiedlichen Konzentrationen Ca und P. Getreide, Stroh, Wurzeln, Ölsamen und deren Rückstände, Getreidenachprodukte und Früchte erweitern in erster Linie durch ihren Energie- und Proteingehalt, durch ihre Schmackhaftigkeit oder diätetische Wirkung den Speisezettel unserer Pferde. Trotzdem sollte zur Vermeidung gesundheitlicher Schäden den Mineralstoffkonzentrationen Beachtung geschenkt werden. Die genauen Werte sind den DLG- bzw. GfE-Tabellen zu entnehmen als der gesunden Pferdeernährung.

Misch- und Mineralfutter in Ration einberechnen

Zu den Mischfuttern, die ergänzend zum Grundfutter angeboten werden, zählt man die von der Futtermittelindustrie fertig zusammengesetzten und häufig auf modernsten Forschungsergebnissen basierenden Kraftfuttermischungen, Spezialfutter wie Mash und Energetika oder Fohlenstarter. Die Angebotspalette für den Pferdehalter ist groß und damit auch etwas unübersichtlich. Als vorrangige Auswahlkriterien dienen zumeist einfache Beschaffbarkeit, das Bedürfnis den Tieren „etwas Gutes“ zukommen zu lassen und ein akzeptables Preis-/Leistungsverhältnis. Gibt der Sackanhänger noch Auskunft über möglichst viele unterschiedliche Inhaltsstoffe sowie Vitamin- und Mineralzusätze in prozentual großen Mengen, glauben sich viele Kunden auf der sicheren Seite. Schmeckt dem Pferd das Ausgewählte, scheint alles in bester Ordnung.

Doch auch hier heißt es, ein Augenmerk auf die Mineralbeimischungen zu haben. Handelsübliche Kraftfuttermischungen beinhalten in der Regel zwischen 1 % und 3 % Ca (= 10 g bzw. 30 g Ca auf 1 kg Mischfutter) und einen entsprechenden P-Anteil.

Die Rezepturen und quantitativen Fütterungsempfehlungen der Hersteller sind verlässlich so gewählt, dass bei Verfütterung in den empfohlenen Mengen keine gesundheitlichen Schäden zu befürchten sind. Aber wie ersichtlich, unterliegen die Mineralbeimischungen einer gewissen Spannbreite. Je nach Mineralgehalt der Gesamtration wird dann noch ein optimierendes Mineralfutter nötig, um den absoluten und relativen Ca/PBedarf für jedes Pferd gesundheitsfördernd abzudecken. Mineralfutterzusätze hält der Markt in großer Auswahl, unterschiedlichen Darreichungsformen und für jeden Geldbeutel parat. Im Zweifelsfall beraten der Tierarzt oder speziell geschulte Futtermittelberater bei der Auswahl und Zusammensetzung der passenden Futtermittel.

Fazit

Eine gesunde Futterration für Pferde sollte über ein ausreichendes Calcium- und Phosphorangebot verfügen, im Verhältnis gut ausbalanciert sein und den Anforderungen bezüglich Wachstum und Leistung entsprechen. Eine Analyse der Futtermittel sowie der Einsatz von in die Ration mit einberechnetem Mineralfutter ist sinnvoll, um Nährstoffgehalte zu ermitteln und zu optimieren.

Sylvia Deckert

(tiergesundheit-aktuell.de)

Futteranalyse oder einfach die Blutwerte bestimmen?

Eine Analyse aller in der Futterration eingesetzten Futtermittel erscheint kompliziert und zeitaufwendig, da liegt der Gedanke nahe, die Ca/P-Versorgung dem Blutbild zu entnehmen. Calciumbestimmungen aus dem Blutplasma sind möglich, doch eine Aussage über die ernährungsbedingte Versorgung lassen die Blutwerte nicht zu. Der Ca-Spiegel im Blut wird vom Organismus in sehr engen Grenzen (normal 1,99 – 3,24 mmol/l) gehalten, um wichtige lebenswichtige Stoffwechselvorgänge zu gewährleisten. Wurde Ca-reich gefüttert, hemmt ein Hormon die Ca-Freisetzung aus den Knochen und erhöht die Ca-Ausscheidung über den Harn. Ist eine Ration Ca-arm, wird Calcium aus den Knochen freigesetzt um die essentiellen Stoffwechselvorgänge aufrecht zu halten – der Blutspiegel wird im Normbereich gehalten trotz Fehlversorgung. Allerdings können erhöhte Blut-Ca-Werte auftreten – ein Hinweis auf Nierenprobleme oder einen Tumor. Niedrige Werte entstehen bei Schilddrüsen- oder Bauchspeicheldrüsenerkrankungen. Der P-Spiegel mit altersbedingt schwankenden Normwerten ist erniedrigt bei Durchfall oder gravierender mangelhafter Zufuhr und erhöht bei Kreislaufinsuffizienz oder bei Übersäuerung des Dickdarms.

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