Ob bei Hufrehe, Koliken, Kreuzverschlag, Nageltritten, offenen Wunden oder Vergiftungen – wir haben hier für Sie alle erste Hilfe-Maßnahmen auf einen Blick:

Erste Hilfe bei Hufrehe

Ursache/ Symptome

Die Hufrehe ist eine äußerst schmerzhafte Entzündung der Huflederhaut die verschiedene Ursachen haben kann (z.B. Fütterungsfehler, Überlastung, Nachgeburtsverhaltung, Medikamente). Die Tiere zeigen einen steifen, ängstlichen Gang, Trachtenfußung mit vorgeschobenen Vorbeinen und Hinterbeinen unter der Körpermitte (Sägebockstellung). Das Pferd bewegt sich widerwillig, tribbelt hin und her um die schmerzenden Hufe zu entlasten, und gibt keine oder nur ungern die Hufe. Die Hufe sind warm und die Blutgefäße am Fesselkopf pulsieren stark. Das kranke Pferd kann schwitzen oder zittern, der Puls ist deutlich erhöht und kann kolikartige Symptome zeigen.

Häufige Fehler

  • Pferde zwanghaft bewegen
  • Auftreiben, wenn sich das Pferd hingelegt hat (Hinlegen entlastet die Hufe!)

Was zu tun ist

  • Bewegen Sie das Pferd nicht.
  • Im Anfangsstadium hilft besonders Kühlen! Kühlen Sie die Beine und die betroffenen Hufe des Pferdes. Stellen Sie die Hufe ins Eiswasser oder kühlen Sie die Hufe mit Kühleinlagen. Legen Sie eine Kühlgamasche an oder bandagieren ein Kühlpad ans Bein. Wenn vorhanden stellen Sie das Pferd in einen Bach oder in kühlen Schlamm.
  • Eine Hufrehe ist immer ein Notfall! Eine intensive Behandlung in den ersten Stunden kann den Verlauf der Rehe drastisch lindern!
  • Stellen Sie das Pferd auf weichen Boden (Sand, Späne).

Hilfe bei Koliken

Kolik ist ein Sammelbegriff für Schmerzen im Bauchraum, die normalerweise auf Darmprobleme oder eine Gasansammlung zurückzuführen sind. Es gibt verschiedene Koliktypen; häufig treten Krampf-, Gas- und Verstopfungskoliken auf.

Je nach Koliktyp und Schweregrad der Kolik sind die Symptome unterschiedlich. Typisch ist das häufige Umdrehen nach dem Bauch. Bei leichten Schmerzen wirkt das Pferd schläfrig, mit stärker werdenden Schmerzen wird es unruhig; sind die Schmerzen sehr groß reagiert es kaum noch. Pferde mit leichten Koliken stehen ruhig oder legen sich ruhig hin, bei einer mittelschweren Kolik schmeißt sich das Pferd hin und wälzt sich, bei schweren Koliken mag es gar nicht mehr aufstehen. Die Pulsfrequenz steigt mit der Schwere der Kolik auf bis zu 100 Herzschläge pro Minute. Bei schweren Koliken sind in der Regel kaum Gasgeräusche zu hören.

Häufige Fehler

  • Das Pferd wird weiter getrieben, wenn es sich hinlegen möchte. Wenn es liegt, brüllen sie das Pferd nicht an oder treiben Sie es gar mit der Gerte hoch – das setzt das Pferd nur noch mehr unter Stress und verbraucht wertvolle Energie.
  • Eine Kolik ist ein Notfall! Wenden Sie keine „Hausmittel“ an. Warten Sie auf den Tierarzt.

Was ist bei einer Kolik zu tun?

Rufen Sie den Tierarzt! Nennen Sie ihm am Telefon den Pulswert.

  • Entfernen Sie alles Futter!
  • Wenn das Pferd sich wälzen oder um sich schlagen will, sorgen Sie dafür, dass es sich nicht verletzt (Box gut einstreuen, in der Halle wälzen lassen)
  • Decken Sie das Pferd bei kühlem Wetter oder wenn sich die Ohren kalt anfühlen warm ein.

Erste Hilfe bei Kreuzverschlag – Tying up

Wird auch Myoglobinämie, Lumbago, Rhabdomyolyse oder Feiertagskrankheit genannt. Tying up ist eine leichtere Form des Kreuzverschlags.

Beim Kreuzverschlag handelt es sich um eine Stoffwechselentgleisung. Sie zeigt sich nach stärkerer, körperlicher Belastung nach mehrtägigen Ruheperioden in der die Kraftfuttermenge nicht reduziert wurde. Die Kohlenhydrate aus dem Getreide werden zu Glykogen in Muskeln und Organen gespeichert. Bei erneuter Belastung werden die Glykogenreserven vermehrt aus der Muskulatur freigesetzt. Als Nebenprodukt des Glykogenabbaus entsteht in großen Mengen Milchsäure. Die Säure kann nicht schnell genug abtransportiert werden und schädigt die Muskelfasern. Der Muskelfarbstoff Myoglobin wird aus den geschädigten Muskelfasern gelöst und verursacht den für Kreuzverschlag typischen bräunlichen Urin.

Schon nach kurzer körperlicher Belastung schwitzen die Pferde stark, überhitzen und wollen sich nicht bewegen. Die Rücken- und Kruppenmuskulatur verhärtet sich und ist schmerzhaft. Wird die körperliche Belastung nicht sofort eingestellt, dann besteht die Gefahr, dass das Pferd zusammenbricht und nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen kann.

Bei Tying-up gehen die Pferde klamm und steif und schwitzen vermehrt. Ist die Krankheit fortgeschritten, zeigt sich die Steifheit ausgeprägter, mit stärkeren Schmerzen, Muskelzittern und Schweißausbrüchen. Im Gegensatz zum Kreuzverschlag tritt Tying-up auch nach körperlicher Belastung auf.

Häufige Fehler

Weiterreiten! Läuft ihr Pferd nach einer Pause widerwillig und ist die Muskulatur bretthart, stoppen Sie die Arbeit!

Kreuzverschlag – Was zu tun ist

  • Arbeit sofort beenden! Nicht transportieren oder längere Strecken nach Hause führen (Ausritt)!
  • Rufen Sie den Tierarzt! Anhand der Vorgeschichte und der Blutwerte kann der Schweregrad der Krankheit bestimmt werden!
  • Decken Sie das Pferd warm ein und bieten Sie ihm Elektrolytlösungen zum Saufen an.
  • Während der Rekonvaleszenz muss das Trainingspensum den Blutwerten angepasst werden.
  • Einmal erkrankte Pferd sind in der Regel recht anfällig: Kürzen Sie die Kraftfutterration vor längeren Pausen. Füttern Sie prädisponierte Pferde (einmal erkrankte Pferde, Pferde mit starker Hinterhand (Kaltblüter, Quarter)) mit wenig Getreide (Energiedefizit z.B. durch Fette/Öle ausgleichen). Ergänzen Sie die Ration mit Vitamin E und Selen.

Erste Hilfe bei Nageltritt

Ursache/ Symptome

Bei einem Nageltritt handelt es sich um eine Verletzung der Hornkapsel durch das Eindringen eines spitzen Gegenstandes in den Huf. Ein Nageltritt äußert sich meist durch plötzliche Lahmheit. Findet man ein Pferd schon mit einem Nagetritt vor, hat sich schon oft eine Entzündung im Huf entwickelt. Besonders kritisch ist es, wenn der Nagel am tiefsten Punkt der Strahlfurche nahe der Eckstrebe eingedrungen ist. Durch die Einstichstelle können Keime und Schmutz in das Hufinnere gelangen und auch Knochen, Gelenke und Sehnen angreifen. Die Einstichstelle ist oft kaum zu sehen. Das kann dazu führen, dass das Pferd zuerst falsch behandelt wird, also nur die Lahmheit angegangen wird.

Häufiger Fehler

Der Gegenstand wird unsachgemäß entfernt und die betroffene Stelle wird nicht ordentlich gereinigt und desinfiziert. Am besten sollte der Gegenstand von einem Fachmann (Tierarzt, Hufschmied) entfernt werden. Die Stichrichtung und Eindringtiefe geben dem Tierarzt Hinweis auf die Schäden.

Was zu tun ist

  • Wenn möglich lassen Sie den Gegenstand im Huf, damit der Tierarzt sich ein Bild von der Verletzung machen kann. Droht der Nagel bei jeder Belastung tiefer einzudringen, dann kneifen Sie ihn mit einer Zange ab.
  • Wenn Sie den Nagel rausziehen müssen reinigen Sie die Sohlenfläche erst mit Wasser und Desinfektionsmittel. Dann heben Sie den Nagel aus und merken sich die Stichrichtung und die Eindringtiefe.
  • Säubern Sie den Huf und legen Sie einen Hufverband an bis der Tierarzt kommt.
  • Prüfen Sie den Tetanusschutz ihres Pferdes.
  • Bei einer tieferen Verletzung sofort den Tierarzt rufen. Die Stelle kann rasch vereitern und es muss ein Antibiotikum gegeben werden.

Erste Hilfe bei Offenen Wunden/Blutungen

Blutungen

Halten Sie das Pferd ruhig. Drücken Sie direkt auf die blutende Stelle. Wenn diese nicht erreichbar ist, legen Sie einen Eisbeutel darauf. Bedecken Sie die blutende Wunde mit einem sterilen oder sauberen Tuch. Verwenden Sie genügend Polstermaterial (keine fusselnde Watte!) und bandagieren Sie dieses fest um das Bein. Ist der Verband durchblutet, wechseln Sie ihn nicht, sondern wickeln Sie eine neue Schicht darüber. Reinigen Sie die Wunde nicht, bevor sie aufhört zu bluten, sonst verstärkt sich die Blutung.

Ist die Blutung nicht innerhalb angemessener Zeit zu stoppen oder spritzt hellrotes, arterielles Blut aus der Wunde rufen Sie den Tierarzt!

Bei Blutungen aus der Nase oder anderen unerreichbaren Stellen, legen Sie einen Eisbeutel auf oder kühlen Sie die Stelle mit einem nassen Handtuch. Halten Sie das Pferd ruhig! Jede weitere Bewegung fördert die Blutung.

Wunden

Es gibt verschiedene Arten von Wunden:

  • Schürfwunden
  • Schnittwunden
  • Risswunden
  • Stichwunden

Generell gilt: Rufen Sie sofort den Tierarzt, wenn die Wunde lebensbedrohlich ist. Kleinere Wunden können Sie selbst versorgen. Besteht die Gefahr einer Infektion, dann rufen Sie den Tierarzt am gleichen Tag an.

Generelle Wundversorgung

  • Meist ist die Wunde verschmutzt. Reinigen Sie die Wunde mit Wasser (Wasserschlauch) und desinfizieren Sie die Wunde.
  • Ist die Wunde sauber, tupfen Sie sie trocken und besprühen Sie mit einem Antibiotikum oder Desinfektionsspray.

Spezielle Wundversorgung

  • Schürfwunden lassen Sie am besten an der Luft trocknen. Nur wenn die Wunde blutet, bandagieren Sie sie ein.
  • Bei Schnittwunden schieben Sie die Wundränder sanft, aber fest zusammen. Wickeln Sie dünnen Heftpflasterstreifen kreuzweise über die Wunde. Legen Sie ein Druckpolster auf die Wunde, und befestigen Sie es mit einem Heftpflasterverband. Wechseln Sie den Verband nach ca. 48 Stunden. Ist die Wunde sehr lang und tief, muss der Tierarzt sie innerhalb von etwa 8 Stunden nähen.
  • Risswunden sind meist unregelmäßig und klaffen auseinander. Entfernen Sie Haare, totes Gewebe und Fremdkörper. Bedecken Sie die Wunde mit einem Mullpolster, dann mit einer Mullbinde und mit einem Heftpflasterverband. Rufen Sie den Tierarzt, da die Wunde vielleicht genäht werden muss. Muss die Wunde nicht genäht werden, verbinden Sie sie so lange, bis fleischiges Gewebe die Wunde gefüllt hat. Danach sollten Luft und Sonne die Wunde trocken.
  • Stichwunden sind oft schmerzhaft und gehen manchmal mit einem Bluterguss einher. Schneiden Sie behutsam die Haare an der Wunde ab. Untersuchen Sie die Wunde sorgfältig nach Fremdkörpern. Säubern Sie die betroffene Stelle und betupfen Sie sie mit Jodtinktur. Lassen Sie die Wunde so lange wie möglich offen, bis kein Ausfluss mehr zu sehen ist. Ist auch das Gewebe unter der Haut verletzt, rufen Sie den Tierarzt!

Bei allen Wunden gilt: Reiten Sie das Pferd erst wieder wenn die Wunde verheilt ist, sonst reißt sie mit jeder Bewegung!

Erste Hilfe bei Vergiftung

Ursache/Symptome

Vergiftungen durch Pflanzen sind zwar möglich aber doch vergleichsweise selten. Vergiftungen werden eher durch Pflanzen- oder Insektenschutzmittel oder durch giftige Substanzen im Futter hervorgerufen. Auch bei unsachgemäßem Gebrauch (z.B. Überdosierung) von Medikamenten kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen.

Die Symptome sind nicht eindeutig, das Pferd kann matt und apathisch sein oder sehr nervös.

Die Symptome einer Vergiftung können sich äußern durch: Bauchschmerzen, Durchfall, wackeliger, schwankender Gang, Muskelzuckungen, Zähne knirschen, Speichelfluss, Lähmungen, Krämpfe, Kollaps.

Häufigste Fehler

  • Zwanghaftes Herumführen
  • Gabe von so genannten „Hausmitteln“

Was zu tun ist

  • Rufen Sie sofort den Tierarzt, wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Pferd etwas Giftiges gefressen hat!
  • Versuchen Sie herauszufinden, was die Vergiftung hervorgerufen hat. Merken Sie sich den Namen der Pflanze, der chemischen Substanz oder des Medikamentes. Zeigen Sie es dem Tierarzt, rufen Sie während Sie auf den Tierarzt warten beim Giftnotruf an (z.B. Giftnotruf Berlin 030-19240, 24 h-Dienst)
  • Stellen Sie das Pferd in einen ruhigen, dunklen Stall.
  • Tobt das Pferd, sorgen Sie dafür, dass es sich nicht verletzt (mit viel Stroh einstreuen)